Der alte MW-Super 5.06

Moderator: suntri

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pingi66
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Der alte MW-Super 5.06

Beitrag von pingi66 »

Hallo liebe Freunde der Mittelwelle,

es ist schon an verschiedenen Stellen hier im Forum über den MW-Super 5.06 mit den alten Spulen berichtet worden, leider in den meisten Fällen nicht gerade positiv. Oft war von einer schlechten Masseführung die Rede, und die vielen Fehler in den zahlreichen Bauplanversionen brauche ich bestimmt nicht nochmals zu erwähnen. In dem Thread „AM superhet receiver“ von Frankje ist das alles ausreichend beschrieben und verlinkt. Ich selber habe mit dem 5.06 nie derartige Misserfolge erleben müssen. Dennoch möchte ich auf die Tipps von Jurjen zur Verbesserung der Schaltung explizit hinweisen:

1.) Der 5.06 wird als reiner MW-Empfänger aufgebaut.
Wie Jurjen erwähnte, ist es durch das Zuschalten der LW-Spule nicht mehr möglich, den kompletten Frequenzbereich abzudecken, ab 1450 kHz ist Schluss. Das entspricht auch meinen Erfahrungen. Ich denke, dass die LW-Spule eine zu große Eigenkapazität besitzt, die sich zur Schwingkreiskapazität addiert.

2.) Der Lautstärkeregler kommt zwischen die beiden Verstärkerstufen.
Auch diese Erfahrung kann ich bestätigen. Die Anbindung des Lautstärkereglers ist im 5.06 einfach schlecht gelöst und führt genau zu den von Jurjen beschriebenen Problemen. Wie man das Poti dennoch vor die beiden NF-Transistoren schalten kann und wie es dann auch mit zwei PNP-Transistoren funktioniert, ohne dass es schwingt, möchte ich einem späteren Beitrag schildern.

3.) Die roten ZF-Spulen und die weiße Oszi-Spule müssen in der Schaltung abgeglichen werden.
Das ist nach meiner Meinung ebenfalls völlig richtig, und damit fängt der Bericht jetzt an.

Um die roten und auch die weiße Spule abgleichen zu können, muss zuerst vorsichtig das Wachs aus dem Spulenkörper entfernt werden. Dazu eignet sich ein einfacher Schraubendreher.

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ZF_Spule.jpg (82.02 KiB) 47494 mal betrachtet
ZF_Spule.jpg
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Zu meiner Überraschung sind bei mir zwei verschiedene Ausführungen von Spulenkernen im Bestand. Einer mit Gewinde, einer mit aufgesetztem Gewindekopf. Bei letzterem ist auch die Bohrung im Spulenkörper deutlich größer.

ZF_Spulen.jpg
ZF_Spulen.jpg (150.71 KiB) 47494 mal betrachtet
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Kerne.jpg
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Kerne.jpg
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Bei der Ausführung mit Gewinde empfehle ich, den Kern ganz herauszudrehen und mit etwas Watte zu ummanteln.

Kern_in_Watte.jpg
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Kern_in_Watte.jpg
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Das hat den Grund, weil der Kern sehr wackelig im Spulenkörper sitzt und sich deshalb nicht frequenzstabil einstellen lässt. Was Besseres als Watte ist mir hier nicht eingefallen, aber es funktioniert und ist mechanisch stabil. Vielleicht hat ja jemand eine andere Idee.


Das war's für heute. In den folgenden Wochen möchte ich an dieser Stelle weitere Verbesserungen bzw. Modifikationen und Erweiterungen des 5.06 vorstellen, denn ich denke, dass die Mittelwelle noch lange nicht tot ist. Wer möchte kann hier gerne mitbasteln.

Beste Grüße
Sven
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suntri
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Re: Der alte MW-Super 5.06

Beitrag von suntri »

Besten Dank für die tolle Erläuterung. Kannst du uns mal zeigen wie du das jeweils ausmisst? Was hast du an Messgeräten und Hilfmittel zur Verfügung und wie wird das jeweils angewendet.

Herzlichen Dank und ich freue mich auf weiter Berichte...
Gruss suntri

Erkläre es mir, ich werde es vergessen. Zeige es mir, ich werde es vielleicht behalten. Lass es mich tun, und ich werde es können. Indisches Sprichwort.
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pingi66
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Re: Der alte MW-Super 5.06

Beitrag von pingi66 »

Hallo Suntri,

also die ZF-Spulen bzw. die Oszi-Spule selber messe ich nicht aus, dafür habe ich (leider) keine Messgeräte. Was man aber mit relativ einfachen Mitteln durchführen kann, ist der Abgleich der einzelnen Stufen des Empfängers. Das wird dann bestimmt nicht perfekt, aber wie ich denke doch hinreichend genau. So dient z.B. mein kleines Aldi-Radio als frequenzstabiler Signalgenerator. Umgekehrt arbeitet dieses auch perfekt als Messempfänger. Als breitbandigen Störgenerator eignet sich (leider) mein alter Tower-PC. Da reicht es, wenn ich ihn im Stand-By betreibe, dass in einem Meter Entfernung kein AM-Empfang mehr möglich ist. Zuletzt erwähnt sei noch ein billiges Digital-Multimeter, um ein paar Spannungen lastfrei zu messen. Mehr steht mir nicht zur Verfügung, aber für die meisten Fälle reicht das aus.

Grüße
Sven
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Helferlein
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Re: Der alte MW-Super 5.06

Beitrag von Helferlein »

Hallo Sven,

kann ich Dir behilflich sein bei Deinen "Spulenexperimenten"? Du könntest Deine Originalbauteile schonen.

Schaue hier:

DSCI3163b.jpg
3D-Druck Spulenkern gefällig?
DSCI3163b.jpg (244.74 KiB) 47464 mal betrachtet
3D-Druck Spulenkern gefällig?
3D-Druck Spulenkern gefällig?
DSCI3163b.jpg (244.74 KiB) 47464 mal betrachtet

Ich schicke Dir gerne ein paar 3D-Druck-Spulenkörper (natürlich gratis für "verdiente Foristen" :lol:).

Meine Alternative zum Befestigen von Ferritkernen ist ein Stück Gummiband, das parallel zum Spulenkern geführt wird. Ein Hauch Fett ist weiterhin hilfreich. Diese uralte Methode kennst Du sicherlich schon.

DSCI3165b.jpg
Oszillatorspulenkern
DSCI3165b.jpg (307.19 KiB) 47464 mal betrachtet
Oszillatorspulenkern
Oszillatorspulenkern
DSCI3165b.jpg (307.19 KiB) 47464 mal betrachtet

Bedingt durch den 3D-Druck ensteht im Röhrchen zudem eine Art "Gewinde". Wenn Du genau passende Ferritkerne findest, lassen sich diese problemlos ein- und ausschrauben.

DSCI3166b.jpg
Im Bildzentrum (grün) Eigenbau-Drosselspule mit Ferritkern
DSCI3166b.jpg (238.73 KiB) 47464 mal betrachtet
Im Bildzentrum (grün) Eigenbau-Drosselspule mit Ferritkern
Im Bildzentrum (grün) Eigenbau-Drosselspule mit Ferritkern
DSCI3166b.jpg (238.73 KiB) 47464 mal betrachtet

Bei Bedarf einfach eine PN senden.

Es grüßt vom Rhein
das Helferlein
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JeanLuc7
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Re: Der alte MW-Super 5.06

Beitrag von JeanLuc7 »

Salut Sven,

bin sehr gespannt, was Du aus dem alten Superhet herausholst. Ich habe hier die Umbauvariante (reiner MW-Empfänger) auch noch stehen und baue auch gerne mit.

Grüße, JL7/Frank
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Re: Der alte MW-Super 5.06

Beitrag von pingi66 »

Helferlein hat geschrieben: 20.01.2020, 12:17 Meine Alternative zum Befestigen von Ferritkernen ist ein Stück Gummiband, das parallel zum Spulenkern geführt wird. Ein Hauch Fett ist weiterhin hilfreich. Diese uralte Methode kennst Du sicherlich schon.
Nö, kannte ich noch nicht. Aber ist ein guter Tipp, muss ich bei der nächsten Gelegenheit mal ausprobieren.
JeanLuc7 hat geschrieben: 21.01.2020, 22:31 bin sehr gespannt, was Du aus dem alten Superhet herausholst.
Da möchte ich nicht zu viel versprechen. Es geht mir darum aufzuzeigen, an welchen Stellschrauben man noch ein wenig drehen kann. Das meiste davon ist so auch gar nicht auf meinem Mist gewachsen sondern aus den unendlichen Weiten des Internetz.


In den nächsten Beiträgen möchte ich vorstellen, wie man den 5.06 Stück für Stück modifizieren kann. Den Anfang macht dabei ein Blick auf das Schaltbild des Detektors des 5.06:

Detektor5.06.JPG
Detektor5.06.JPG (84.32 KiB) 47412 mal betrachtet
Detektor5.06.JPG
Detektor5.06.JPG (84.32 KiB) 47412 mal betrachtet

Was dabei ungewöhnlich erscheint ist der Fußpunkt des Detektorkreises, der, so wie ich es sonst von anderen Schaltungen her kenne, nicht einfach auf Masse liegt. Auf der Kathodenseite der Diode benutzt man den Spannungsteiler von R9 und R10/R11, um das Potential auf ca. 1 Volt zu heben sowie C12, um ihn HF-technisch auf Masse zu legen. Die Anodenseite der Diode wird über R12 zum Spannungsteiler R5, R13, R14 (Lautstärkepoti) geführt. Dieser Knoten R12/R14 befindet sich ebenfalls auf etwa 1 Volt.
Nun die Beobachtung:
Die Empfindlichkeit des Empfängers oder besser des Detektors hängt stark von dem Verhältnis der beiden Spannungsteiler zueinander ab. Nach meinen Beobachtungen ist die Empfindlichkeit am größten, wenn zwischen diesen Punkten (A und B im Bauplan) eine Spannung von ca. 50 - 60 mV liegt, so dass die Diode bereits leicht leitend ist.
Um den Detektor somit optimal "vorzuspannen" (habe ich mal gelesen, dass das so heißt), ist im ersten Bauplan ein 47k Trimmpoti zu dem Spannungsteiler R9 zu R10/R11 geschaltet.

MW-Super 5_06.pdf
(30.63 KiB) 1072-mal heruntergeladen
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Die wesentlichen Änderungen zum Original:
- Der NF-Teil ist so aufgebaut, wie schon von Jurjen empfohlen. Erste Stufe NPN, dann Lautstärkepoti, dann zweite Stufe, hier zur Abwechslung PNP.
- Wie ebenfalls von Jurjen empfohlen wird nur die MW aufgebaut aus den bereits erwähnten Gründen.
- Der 22 nF Kondensator im Oszillatorkreis ist gegen 10 nF getauscht.
- Das Lautstärkepoti R14 ist hier durch einen einfachen 10 k Widerstand ersetzt.
- R10/R11 ergeben zusammen 600 Ohm, da kann man auch einen 560er nehmen.
- Es sind jede Menge überflüssige Klemmfedern in dem Bauplan vorhanden. Diese sind für spätere Erweiterungen vorgesehen. Wer also mitbauen möchte, sollte diese auch bestücken.

Zum Abgleich des Empfängers:
Wenn die Spulen noch nicht verstellt worden sind, möchte ich empfehlen, dieses auch so zu belassen. Das kommt ganz zum Schluss, wenn alles schon zufriedenstellend läuft.
Die ersten Stellschrauben sind somit, wie auch in der Anleitung zum 5.06 beschrieben, die MW-Spule und die Trimmer. Die MW-Spule liegt bei mir ca. 1 cm vom Ende des Ferritstabes, besonders für den unteren Frequenbereich geht es da um Millimeter, da lonht es sich viel zu experimentieren.
Zu den Trimmern steht in der Anleitung Folgendes:

Trimmer.JPG
Trimmer.JPG (26.77 KiB) 47412 mal betrachtet
Trimmer.JPG
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In meinem Aufbau muss ich den Trimmer A eine halbe und B maximal (zwei Drehungen) rausdrehen. Das mag daran liegen, dass nur die MW aufgebaut ist. Und nebenbei: Drei Umdrehungen funktioniert bei mir eh nicht, dann fällt die Trimmerschraube raus. :roll:
Das Trimmpoti wird jetzt so eingestellt, dass zwischen den Punkten A und B eine Spannung von 50 - 60 mV anliegt. Dann kann der Abgleich wie im Handbuch beschrieben vorgenommen werden. Das geht natürlich am besten, wenn es draußen dunkel ist, denn dann erst sind hier in Deutschland Sender auf der MW zu empfangen.

Das sollte erstmal für heute reichen.
JeanLuc7 hat geschrieben: 21.01.2020, 22:31 Ich habe hier die Umbauvariante (reiner MW-Empfänger) auch noch stehen und baue auch gerne mit.
Vielleicht gibt es ja noch mehr Interessenten!

Beste Grüße
Sven
Henning
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Re: Der alte MW-Super 5.06

Beitrag von Henning »

Eine etwas unqualifizierte Zwischenbemerkung von mir (ich hoffe, dass ich die Schaltung auch bei Gelegenheit aufbauen kann):

Ich hatte vor einigen Jahren den Kurzwellen-Superhet C5 aus dem EE-1005 aufgebaut und war begeistert von den Empfangseigenschaften, die sich ohne großen Aufwand einstellten. Die Schaltung entspricht ja abgesehen von den Schwingkreisen dem C3, der dann als 5.06 auf die 2000er Plattform übertragen wurde.

Haben die alten Transistoren, das alte Pult und vor allem der Schaltungsaufbau so einen Einfluss? Oder hatte ich einfach nur Glück mit den Bauteiltoleranzen? Oder ist die Schaltung einfach besser für Kurzwelle geeignet?

(Interessant ist auch die Kondensator-Nummerierung, die den Eindruck erweckt, dass C19 und C20 erst spät hinzugefügt worden sind.)
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pingi66
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Re: Der alte MW-Super 5.06

Beitrag von pingi66 »

Moin Henning,
Henning hat geschrieben: 24.01.2020, 00:27 Eine etwas unqualifizierte Zwischenbemerkung von mir
Deine Fragen sind sind absolut berechtigt und keinesfalls unqualifiziert. Die Meinungen bzw. Erfahrungen mit den jeweiligen Schaltungen, gerade was die Superhetempfänger betrifft, gehen hier doch deutlich auseinander. Und da gibt es für mich nicht die einzig richtige Meinung, aber auf jeden Fall meine eigene. Den MW-Super habe ich mit den alten Spulen in bestimmt fünf absolut verschiedenen Layouts aufgebaut, sie haben alle ohne Probleme gespielt. Die Kombination mit der Langwelle ergab bei mir immer eine Verschlechterung der Mittelwelle, die Langwelle selber habe ich nie vernünftig abgestimmt bekommen. Der Kurzwellensuper hat bei mir, ganz im Gegensatz zu Dir, keinen wirklich guten Empfang gebracht. Da hatte ich mit dem Audion 5.03 deutlich mehr Erfolg. Ob also die Schaltung besonders gut für die Kurzwelle oder doch eher für die Mittelwelle geeignet ist, möchte ich damit mit einem "weder noch" beantworten. Auch glaube ich nicht, dass es einen besonderen Einfluss hat, ob die Superhets mit der 1000er oder 2000er Serie aufgebaut werden. Allerdings muss ich einräumen, dass ich kein Pult der 1000er Serie besitze. Nach meiner Einschätzung ist der Erfolg des Aufbaus eines Superhets von zwei Dingen wesentlich abhängig:
1.) Ein genauer Abgleich von Empfangskreis und Oszillatorkreis (Gleichlauf) sowie der Zwischenfrequenzkreise (Trennschärfe).
2.) Ein sauberer Kontakt an allen Klemmfedern, nach meiner Meinung der Hauptgrund, dass die Schaltung schwingt, wie sie nicht soll.
Henning hat geschrieben: 24.01.2020, 00:27 (Interessant ist auch die Kondensator-Nummerierung, die den Eindruck erweckt, dass C19 und C20 erst spät hinzugefügt worden sind.)
Welche Schaltung meinst Du hier? Habe nichts Entsprechendes gefunden.

Grüße
Sven
Henning
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Re: Der alte MW-Super 5.06

Beitrag von Henning »

Hallo Sven,

„unqualifiziert“ schrieb ich, weil ich den Empfänger halt noch nie aufgebaut habe.

Im Ausschnitt oben sind die Kondensatoren C19 und C20 in der Schaltung im Bereich von C7 und C10 angeordnet. Wenn man davon ausgeht, dass die Schaltungsentwickler nach der Entwicklung alle Bauteile von links nach rechts durchnummeriert hatten, spricht das für mich für eine nachträgliche Modifikation bzw. Umarbeitung. Beim 5.08 fehlt C7, beim 5.07 (Grenzwellensuper) sind alle Kondensator-Nummern da, vielleicht war das die „Mutter-Schaltung“. Kann natürlich auch nur Zufall sein.

Eine Besonderheit ist bei mir, dass die beiden ZF-Spulen (rot) deutlich unterschiedlich sind, so dass sie nur in einer Position innerhalb des Empfängers funktionieren. Vielleicht sind die zufällig genau so „vorabgeglichen“, sodass es besonders gut geht.

Die Masseführung im 1000er-Design ist deutlich anders, aber auch abenteuerlich, fast eine Stern-Verdrahtung. Anbei der Scan.
EE1005 C3.jpg
EE1005 C3.jpg (197.2 KiB) 47353 mal betrachtet
EE1005 C3.jpg
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Viele Grüße

Henning
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Re: Der alte MW-Super 5.06

Beitrag von pingi66 »

Moin Henning,
Henning hat geschrieben: 25.01.2020, 21:05 vielleicht war das die „Mutter-Schaltung“. Kann natürlich auch nur Zufall sein.
ich denke, das war alles nur Zufall. Ein System hinter der Nummerierung kann ich beim besten Willen nicht erkennen. :roll:
Henning hat geschrieben: 25.01.2020, 21:05 Beim 5.08 fehlt C7
Stimmt, C7 fehlt im Schaltplan ist aber im Bauplan drin. Eine von nicht gerade wenigen Unstimmigkeiten in den Anleitungen. Allerdings wird in der Beschreibung beim 5.08 erwähnt, dass man ihn zum besseren Ausnutzen des Frequenzbereiches durch eine Drahtbrücke ersetzen solle.
Henning hat geschrieben: 25.01.2020, 21:05 Eine Besonderheit ist bei mir, dass die beiden ZF-Spulen (rot) deutlich unterschiedlich sind, so dass sie nur in einer Position innerhalb des Empfängers funktionieren.
Beim Abgleichen meines Empfängers ist mir aufgefallen, dass ein Drehen an der ersten roten ZF-Spule einen sehr großen Einfluss hat, d.h. bereits ein paar Grad Drehung verstimmen den Empfänger deutlich. Bei der zweiten ZF-Spule ist das nicht so kritisch, eine halbe Drehung nach links oder nach rechts sind kaum wahrnehmbar. Was nun genau mit Deinen Spulen ist kann ich leider aus der Ferne nicht beurteilen. Ich werde aber mal bei meinem Empfänger die beiden Spulen durchtauschen und werde Dir dann berichten.

Grüße
Sven
Henning
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Re: Der alte MW-Super 5.06

Beitrag von Henning »

Hallo Sven,

wenn man die Kondensatoren von links nach rechts durchzählt, stimmt die Nummerierung bei 5.07 halbwegs (C1 ist ganz links und C18 ganz rechts). Bei 5.06 wurden C19 und C20 „vorne“ hinzugefügt.
Im EE1000 kommt C7 im KW-Super weder im Schaltplan noch im Verdrahtungsplan vor.

Hoffentlich finde ich in den nächsten Tagen etwas Zeit. Die Sache reizt mich jetzt.

Viele Grüße

Henning
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JeanLuc7
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Re: Der alte MW-Super 5.06

Beitrag von JeanLuc7 »

Salut,

ich habe gerade ein bisschen in unseren älteren Beiträgen gestöbert; wir hatten das Thema "alter 5.06" schon einmal. Zum Thema "NF-Gleichrichtung" gibt es noch die Methode aus einem China-Bausatz für ein MW-Radio mit vier Spulen, die machen das ein wenig anders als Philips.

Dann erinnere ich mich, dass ich seinerzeit im Januar 1981 meinen 5.06 zu Philips Hamburg geschickt hatte und ihn mit einer neuen roten Spule repariert zurückbekam - da war wohl wirklich ein Abgleichfehler drin. Allerdings hatten sie auch etwas am Layout verändert - direkt neben dem Ferritstab hatten sie einen 1000pF-Kondensator eingebaut, der in Kontakt mit den Antennenspulen stand. Jurjen beschreibt das ebenfalls auf seinen Seiten:
Note that the 1978 version of the EE2004/5/6 manual (i.e. the second edition) shows an extra 1000pf ceramic capacitor in parallel with the electrolytic capacitor that stabilizes the T1 supply voltage. This ceramic capacitor serves the same purpose; apparently it was recognized by the circuit designers that the stability of the receiver was problematic and needed treatment (Tor Gjerdes diagram of the MW/LW superhet shows the location of the 1000pf capacitor near the ferrite antenna rod).
Ich habe der Einfachheit halber diesen Verdrahtungsplan mal mit hochgeladen:
5.06.pdf
(54.91 KiB) 1029-mal heruntergeladen
5.06.pdf
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Norbert hat auf seinen Seiten ebenfalls den alten 5.06 gelistet; dort geht es hauptsächlich um Fehler im Verdrahtungsplan. Der 1000pF-Kondensator ist dort aber nicht dokumentiert.

Philips schien übrigens zu Zeiten der 2000er Serie selbst nicht mehr so ganz überzeugt von den eigenen roten Spulen. Hieß es im Anleitungsbuch zum EE10003/04/05 noch lobend:
EE1005.png
EE1005.png (102.17 KiB) 47330 mal betrachtet
EE1005.png
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war man im Handbuch des EE2004/05/06 schon etwas kritischer:
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Euch einen schönen Sonntag!

JL7/Frank
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Re: Der alte MW-Super 5.06

Beitrag von pingi66 »

Hallo Frank, hallo Henning,

@ Frank, vielen Dank, dass Du nochmal den Bauplan mit dem zusätzlichen 1000pF Kondensator beigefügt hast. Den hatte ich im Forum gesucht, aber leider nirgends gefunden. Um Hochfrequenzen gegen Masse abzuleiten, eignen sich Kerkos sehr gut, dafür wird er dort wohl reingefummelt worden sein. Elkos können das nicht so gut, die halten dafür die Gleichspannung schön stabil.

Sehr gut getroffen finde ich, wie Du die feinen Unterschiede in den Anleitungen der 1000er zur 2000er Serie gedeutet hast. Zwischen den Zeilen gelesen, kann man da durchaus zu Deiner Schlussfolgerung kommen:
JeanLuc7 hat geschrieben: 26.01.2020, 11:34 Philips schien übrigens zu Zeiten der 2000er Serie selbst nicht mehr so ganz überzeugt von den eigenen roten Spulen.
Krass, dass Dir Philips die roten Spulen neu eingemessen hat. Vor 40 Jahren schien das Sprichwort "Der Kunde ist König" in den Betrieben noch etwas bedeutet zu haben. Lief denn Dein Empfänger anschließend wieder deutlich besser?


@ Henning,
Henning hat geschrieben: 25.01.2020, 21:05 Eine Besonderheit ist bei mir, dass die beiden ZF-Spulen (rot) deutlich unterschiedlich sind, so dass sie nur in einer Position innerhalb des Empfängers funktionieren.

das ließ mir keine Ruhe, also habe ich bei meinen (optimal abgeglichenen 8) ) Empfänger einfach mal die roten Spulen gegeneinander getauscht.

Und Trommelwirbel: Es war genau wie bei Dir. Der Empfänger war ganz schön weit von "optimal" entfernt!

Darauf habe ich den Empfänger in dieser Konstellation neu abgeglichen, bis er so lief wie vorher, und anschließend die Spulen wieder zurückgetauscht. Der Empfänger war erneut verstimmt.

Daraus folgend möchte ich die Behauptung aufstellen, dass die roten ZF-Spulen, selbst wenn sie von Philips abgeglichen wurden, nicht an beiden Positionen des Superhets gleich gut funktioneren können. Mögliche Ursache könnte sein, dass die ZF der ersten Spule zwischen den Anschlüssen 5 und A (5 Windungen) abgegriffen wird, bei der zweiten hingegen zwischen 3 und 5 (80 Windungen). Das kann ich nur vermuten, keinesfalls beweisen. Wenn dem aber so ist, liegt es nahe, dass die Spulen im Empfänger abgeglichen werden müssen, um einen optimalen Empfang zu bekommen.

Grüße
Sven
Henning
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Re: Der alte MW-Super 5.06

Beitrag von Henning »

In der Nachfolgeserie gab es dann ja zwei unterschiedliche ZF-Spulen (schwarz und weiß), die auch noch bequem abstimmbar waren.
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Re: Der alte MW-Super 5.06

Beitrag von JeanLuc7 »

Lief denn Dein Empfänger anschließend wieder deutlich besser?
So kann man das auch sagen. Er lief vorher gar nicht - nur Quietschen, aber kein Empfang. Und daran war wohl eine nicht abgestimmte Spule schuld. Eingemessen haben die Philips-Leute meine Spule aber nicht, sondern einfach getauscht. Die neue hatte ein dunkleres Rot, war also eindeutig erkennbar.
"Der Kunde ist König"
Philips leistete sich damals eine eigene "Lehrmittel"-Abteilung. Es gab sogar einen "Ansprechpartner", den "Klaus", der alle Briefe unterschrieben hat, die ich von dort (als Antwort auf meine) bekommen habe - es war ein Stempel. Ich habe seinerzeit einige selbst erdachte Schaltungen dorthin geschickt, und dafür Einkaufsgutscheine für Ersatzteile im Wert von je 20-30 DM bekommen. Das fand ich natürlich ultracool. Ich glaube nicht, dass heute noch so ein Service möglich wäre.
In der Nachfolgeserie gab es dann ja zwei unterschiedliche ZF-Spulen (schwarz und weiß), die auch noch bequem abstimmbar waren.
Ja, Philips hat auf das damals übliche Referenzdesign für batteriebetriebene MW-Superhets zurückgegriffen, es aber ein wenig vereinfacht. Denn eigentlich besteht dieses Design aus vier Spulen; es gab noch eine mit gelbem Spulenkern.

Grüße,
JL7/Frank
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Re: Der alte MW-Super 5.06 mit 9kHz-Sperre

Beitrag von pingi66 »

Guten Abend ins Forum,

vor einiger Zeit stöberte ich auf den Seiten des Radiomuseums. Hier berichten, so wie ich finde, außerordentlich gute Techniker über so gut wie alles, was alte Radios betrifft. Die Berichte dort sind sehr anschaulich geschrieben, und man staunt doch ab und an, zu welchen Tricks unsere Vorfahren gegriffen haben, um mit wenigen Mitteln dennoch zu hervorragenden Ergebnissen zu kommen. Gefesselt hat mich ein Beitrag, der die Trenneigenschaften eines Empfangsgleichrichters beschreibt. Denn, warum in aller Welt soll da ein Zusammenhang bestehen? Dafür gibt es doch die ZF-Spulen! Mein begrenzter Wortschatz kann diese Thematik nicht annähernd so gut wiedergeben, deswegen hier der Link dazu:

https://www.radiomuseum.org/forum/die_t ... hters.html

Das war also dann der Ansporn dazu, es mal mit Philips-Bauteilen nachzubauen.

Detektor5.06.JPG
Detektor5.06.JPG (84.32 KiB) 47256 mal betrachtet
Detektor5.06.JPG
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Man muss für diese 9kHz-Sperre beim 5.06 den C11 durch eine Schaltung von zwei Kondensatoren mit einer möglichst großen Induktivität ersetzen. Für die Induktivität bietet sich die Drosselspule mit 9,5 mH an, die Gesamtkapazität ergibt sich dann zu ca. 33 nF, um auf die gewünschten 9 kHz zu kommen. 33 nF geht leider nicht mit zwei Kondensatoren aus der 2000er Serie von Philips darzustellen, aber wenn man 22 nF und 10 nF nimmt, ergeben sich 32 nF. Für den ersten Versuch ist das genau genug, es geht ja ums Prinzip. Vor dem praktischen Aufbau steht aber erstmal eine anschauliche Simulation, und die hat mich doch überrascht.

9kHz_Sperre.jpg
9kHz_Sperre.jpg (249.69 KiB) 47256 mal betrachtet
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9kHz_Sperre.jpg (249.69 KiB) 47256 mal betrachtet

Die rote Kurve stellt den Verlauf der originalen Schaltung dar, dazu gehört der rechte Schaltbild. Die grüne Kurve entspringt dem linken Schaltbild, und dort ist Wirkung des Sperrkreises doch sehr schön zu erkennen. Zwar sind die 9 kHz nicht ganz getroffen, aber die Richtung stimmt.
In diesem Bauplan sind die Änderungen zum vorherigen in rosa gekennzeichnet.

MW-Super 5_06 mit 9kHz-Sperre.pdf
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MW-Super 5_06 mit 9kHz-Sperre.pdf
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Die Änderung ist im Klang deutlich wahrzunehmen, wie folgende Wav-Datei (wie immer als Zip versteckt) vom britischen Sender TalkSPORT auf 1089 kHz deutlich macht:

9KHz_Sperre.7z
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9KHz_Sperre.7z
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Die ersten drei Sekunden hört man ein nervendes Klingeln. Dann wird die Sperre für vier Sekunden zugeschaltet, angenehm ruhiger Klang. Als Erinnerung kommt zum Schluss wieder das Klingeln. Die Wirkung dieser kleinen Schaltung halte ich für bemerkenswert. Meine Bewunderung gilt den Ingenieuren der damaligen Zeit!

Das von meinem Ohr als angenehm empfundene Klangbild ist hier noch zum Vergleich spektral aufgelöst, zuerst ohne Sperre. Die 9kHz-Nadel ist deutlich zu erkennen:

Ohne_9kHz_Sperre.png
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Ohne_9kHz_Sperre.png
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Das Spektrum mit der 9kHz-Sperre bestätigt die Wirksamkeit dieser einfachen aber doch genialen Schaltung. Die 9kHz-Nadel ist nicht mehr zu sehen:

Mit_9kHz_Sperre.png
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Mit_9kHz_Sperre.png
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Das war's dann mal wieder.

Grüße an alle Bastler
Sven
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jurjen
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Re: Der alte MW-Super 5.06

Beitrag von jurjen »

Schön zu sehen das es immer noch Möglichkeiten zur Verbesserung gibt! Viellecht mach Ich hier mal mit, muss aber zuerst neue Klemmfedern bei Winkler Schulbedarf bestellen ...
Herzlichen Gruss,
Jurjen
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pingi66
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Re: Der alte MW-Super 5.06 mit 2 x PNP Endstufe

Beitrag von pingi66 »

Guten Abend,
jurjen hat geschrieben: 31.01.2020, 23:15 Vielleicht mach Ich hier mal mit
Jurjen, darüber würde ich mich sehr freuen, auch wenn ich weiß, dass oftmals die Zeit ein limitierender Faktor ist. Und die von Dir erwähnten Klemmen von Winkler kann ich auch nur wärmstens empfehlen.

In der Anleitung zum 5.09 mit den neuen Spulen, also den Superhet mit Abstimmindikator, wird die Endstufe mit 2 grünen PNP-Transistoren ausgeführt, weil ja die beiden weißen NPN-Transistoren für den Abstimmindikator benötigt werden. Der Indikator funktioniert gut, die Endstufe hingegen nur sehr bescheiden. Bereits bei halber Potistellung fängt es an unangenehm zu blubbern, ein vernünftiges Radiohören ist einfach unmöglich. Darüber ist hier im Forum bereits so manches geschrieben worden, wie man das in Griff bekommen kann/könnte, dennoch möchte ich einen weiteren Vorschlag unterbreiten. Als erstes hier der Bauplan, die Änderungen zum vorherigen Bauplan sind wieder in rosa gekennzeichnet:

MW-Super 5_06 mit 9kHz-Sperre und zweifach PNP.pdf
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Im Gegensatz zur Endstufe beim 5.09 wird hier die NF zum Lautstärkepoti über einen 10 µF Elko geführt. Der zweite Unterschied ist ein 47 Ohm Widerstand am Emitter zum ersten PNP-Transistor. Dieser sorgt für eine zusätzliche Gegenkopplung und somit für Stabilität. Leider ist das auch mit ein wenig Lautstärkeverlust verbunden, aber es funktioniert. Das Lautstärkepoti ist nur deswegen am Anschluss 16 gegen Batterie-Plus geschaltet, weil der am benachbarten Anschluss 17 gleich daneben liegt. Es funktioniert auch ohne Probleme, wenn man das Poti mit Batterie-Minus verbindet. Dann sollte man aber den 10 µF Elko am Anschluss 14 umdrehen.

Grüße
Sven
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Re: Der alte MW-Super 5.06

Beitrag von JeanLuc7 »

Hi Sven,

ich habe die Empfangsanzeige in mehreren MW-Supern eingebaut, sie funktioniert tatsächlich recht gut. Aber statt der PNP-Verstärker habe ich jedesmal zwei BC548/238 eingesetzt und die "Standard"-Variante nachgebaut - aus genau dem Grund, den Du auch beschreibst: die PNP-Verstärkerstufe arbeitete nie so sauber wie die NPN-Variante. Gut, dass es da nun Abhilfe gibt, denn an Verstärker hab ich mich nie so recht rangetraut nach dem Prinzip: "Wer Verstärker baut, bekommt Generatoren. Wer Generatoren baut, bekommt Verstärker." Es schwingt eben meistens dann, wenn es nicht soll - und umgekehrt ;)

Grüße, JL7/Frank
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Re: Der alte MW-Super 5.06 als Reflex-Super

Beitrag von pingi66 »

Guten Abend zusammen,

die PNP-Transistoren funktionieren ja beim 5.06 nur dann, wenn man die erste Stufe ein wenig zähmt, ihr also Verstärkung wegnimmt. Das hat nun zur Folge, dass schwache Stationen, die man vorher noch wenigstens leise hören konnte, nun im Rauschen verschwinden. Wir brauchen also mehr NF-Verstärkung, aber woher soll die kommen? Was wäre man, wenn es nicht die guten alten Schaltungen aus vergangenen Zeiten gäbe, zu denen Röhren noch ein erheblicher Kostenfaktor waren. Das veranlasste pfiffige Ingenieure die einzelnen Röhren mehrfach zu nutzen, also in einer Reflexschaltung. Nun bekommt man heute Transistoren als Kiloware hinterhergeschmissen, die Kosten sind also kein Grund mehr. Dennoch wollte ich mal ausprobieren, ob so eine Reflexschaltung auch mit dieser Schaltung möglich ist. Und es ist es, sogar mit sehr wenig Aufwand. Zur Veranschaulichung, habe ich nochmal den Schaltplanauszug mitgeliefert:

Detektor5.06.JPG
Detektor5.06.JPG (84.32 KiB) 47067 mal betrachtet
Detektor5.06.JPG
Detektor5.06.JPG (84.32 KiB) 47067 mal betrachtet

Die NF liegt ja am Knoten R12/R13/R14 an genau wie auch die Regelspannung, wenn starke Sender anfallen. Über R13 werden diese Regelspannung und auch die NF zur Basis von T2 geführt. C6 sorgt u.a. dafür, dass die NF eben nicht an die Basis von T2 gelangt sondern nach Masse abgeleitet wird. Um also die NF über T2 zu verstärken, muss der 4,7 µF Elko weg. Damit auch genügend NF-Spannung abfällt am Arbeitswiderstand R7 abfällt, wird dieser einfach von 470 Ohm auf 4,7 k erhöht. Und genau dort am Knoten R7/C10 wird jetzt die verstärkte NF abgegriffen. Erstaunlich wenig Aufwand, wie ich finde 8)

Als Bauplan sieht es so aus, die Änderungen zum vorherigen Bauplan sind wieder in rosa gekennzeichnet:


Schwache Stationen kommen wieder gut hörbar rüber, allerdings sind jetzt die starken Stationen schon erheblich übersteuert. Aber auch da kann man was machen.


Grüße
Sven
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Re: Der alte MW-Super 5.06

Beitrag von sbetamax »

Moin Sven,
da bist du ja fleissig am Basteln. Finde ich klasse was du da noch rausholst. Momentan bin an meiner Moba am basteln und so bleibt erst mal keine Zeitg für AM.
Kann man nicht auch hier das Lautstärke Poti zwischen die Beiden Endtransistoren bauen. Das würde das Schwingen ja auch noch etwas nach hinten schieben.
Gruß Stephan
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Re: Der alte MW-Super 5.06

Beitrag von pingi66 »

Moin Stephan,
sbetamax hat geschrieben: 08.02.2020, 10:03 Kann man nicht auch hier das Lautstärke Poti zwischen die Beiden Endtransistoren bauen.
das kann man, habe ich auch ausprobiert, wenn ich mich recht erinnere. :roll: Mir hat aber die Variante mit dem Poti vor den beiden Endtransistoren besser gefallen, weil sie kompakter auf dem Bauplan erscheint, nicht weil sie besser funktioniert. Das Auge baut mit :lol: , das ist der einzige Grund gewesen.

Grüße
Sven
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Re: Der alte MW-Super 5.06 mit Lautstärkeregelung

Beitrag von pingi66 »

Guten Abend zusammen,
pingi66 hat geschrieben: 07.02.2020, 17:35 Schwache Stationen kommen wieder gut hörbar rüber, allerdings sind jetzt die starken Stationen schon erheblich übersteuert. Aber auch da kann man was machen.
und was man da machen kann, ist z.B. auf den Seiten von Burkhard Kainka zu lesen:

http://www.elektronik-labor.de/Labortag ... h1010.html

Die Schaltung ist einfach aber wirkungsvoll, Wie sie funktioniert, ist auf der Seite ausreichend beschrieben. Die Frage ist allein, wo man sie dazwischenschiebt. Nach einigem Ausprobieren erschien mir folgende im Bauplan abgebildete Stelle am geeignetsten. Die rosanen Bauteile brauche ich nicht mehr zu erwähnen:


Der Vorteil liegt hierbei, dass man nur einen weiteren Transistor benötigt, was einfach Platz spart. Germaniumdioden habe ich leider nur eine, also kommen die Silizier BA217 (1N4148 geht auch) zum Einsatz. Der Regeltransistor wird einfach über einen Elko ganz an den Anfang der Verstärkerkette geschaltet.
Diese Schaltung funktioniert erstaunlich gut, wenn man den geringen Aufwand betrachtet. Ein kleiner Nachteil besteht allerdings, den ich aber gerne in Kauf nehme. Da das Lautstärkepoti in der Regelschleife steckt, hängt der Grad der automatischen Regelung von der Stellung des Lautstärkepotis ab. Am rechten Anschlag, also bei größter Lautsärke, ist die auch Regelung am größten.

Viel Spaß beim Nachbauen!

Sven
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Re: Der alte MW-Super 5.06

Beitrag von JeanLuc7 »

Hi Sven,

welche Sender empfängst du denn eigentlich noch? Es geht wahrscheinlich ihnehin nur, wenn es dunkel ist, richtig? Ich nutze hier für meine Experimente zwei MW-Zimmersender, aber echte MW-Stationen empfange ich nicht mehr.

Der MW-Super hat eigentlich bereits eine rudimentäre AFC-Regelung über den R13, der die NF-Spannung an den Eingang des zweiten BF494 zurückführt und bei hohen Amplituden dämpft. Vielleicht lohnt es sich, das etwas genauer zu untersuchen. Deine Regelung ist, wenn ich das richtig verstehe, eine reine NF-Regelung; ein sehr schwaches Signal vor der OA95 wird dadurch nicht stärker und gerät dann schon nah an die Durchlassspannung der OA95.

Bezüglich Germaniumdioden kann ich dank gut gefülltem Lager aushelfen. Ich habe aber deine Adresse nicht mehr in meiner Datei mit den Adressaufklebern - wenn Du mir da aushilfst, schicke ich Dir gerne welche. Sie sind halt besser geeignet für die Gleichrichtung kleiner Spannungen wegen der 0,1V Durchlassspannung (statt 0,7 bei der BA217).

Grüße, Frank
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Re: Der alte MW-Super 5.06

Beitrag von pingi66 »

Moin Frank,

also bei mir ist es noch möglich jede Menge-Sender auf der Mittelwelle zu empfangen. Klar, tagsüber ist da nichts, aber bereits am späten Nachmittag kamen heute auf 540 kHz Radio Kossuth aus Ungarn, auf 639 kHz Radio Dvojka aus Tschechien sehr gut über den Äther. Gegen 20:00 Uhr habe ich nochmal eingeschaltet, so locker 30 Stationen waren über das Band verteilt.
JeanLuc7 hat geschrieben: 14.02.2020, 11:40 aber echte MW-Stationen empfange ich nicht mehr.
Das habe ich auch schon von anderen gehört, leider habe ich aber keine Ahnung, warum das bei Dir auch so ist. Hast Du denn nur in Deiner Wohnung keinen Empfang oder kannst Du Dich auch mal außerhalb auf die Suche nach MW-Stationen machen. Es kann so viel Gründe haben, dass man keinen Sender reinbekommt, ich mag es von hier nicht beurteilen.
JeanLuc7 hat geschrieben: 14.02.2020, 11:40 Der MW-Super hat eigentlich bereits eine rudimentäre AFC-Regelung über den R13, der die NF-Spannung an den Eingang des zweiten BF494 zurückführt und bei hohen Amplituden dämpft.
Stimmt, aber so hoch sind die Amplituden leider nicht mehr, dass die Regelung noch stark eingreifen muss. Dafür müsste schon ein Sender in der Nähe sein, ist aber nicht. Unterschiedlichen Empfang über die NF (wenigstens teilweise) auszugleichen, halte ich daher für gar nicht so verkehrt.
JeanLuc7 hat geschrieben: 14.02.2020, 11:40 ein sehr schwaches Signal vor der OA95 wird dadurch nicht stärker und gerät dann schon nah an die Durchlassspannung der OA95.
Da kann ich Dich nicht so richtig verstehen, was Du damit meinst. Kannst Du das bitte nochmal näher beschreiben :roll:
JeanLuc7 hat geschrieben: 14.02.2020, 11:40 Bezüglich Germaniumdioden ... Sie sind halt besser geeignet für die Gleichrichtung kleiner Spannungen wegen der 0,1V Durchlassspannung (statt 0,7 bei der BA217).
Das NF-Signal wird ja direkt am Lautsprecher abgegriffen und den beiden BA217 zugeführt, da liegt ab einer gewissen Lautstärke immer ein Pegel größer 0,7 V an. Der Einsatz von Germaniumdioden würde nach meiner Meinung den Einsatz der Regelung auch nur etwas verschieben, ob besser oder schlechter kann ich nicht einschätzen.

Viel Erfolg beim Empfang der Mittelwelle!
Sven
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Re: Der alte MW-Super 5.06 mit Abstimmanzeige

Beitrag von pingi66 »

Guten Abend zusammen,

eine Abstimmanzeige ist für einen Mittelwellenempfänger eine sinnvolle Sache, veranschaulicht sie doch die starken Schwankungen des empfangenen Signals. Die Umsetzung ist auch gar nicht so aufwändig, als Vorlage dient dazu die Schaltung vom 4.25 Meßgerät für ZF-Bandfilter:

Abstimmanzeige.JPG
Abstimmanzeige.JPG (37.99 KiB) 46832 mal betrachtet
Abstimmanzeige.JPG
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Im Prinzip ist die Schaltung auch im 5.05 so vorhanden:

Abstimmanzeige1.JPG
Abstimmanzeige1.JPG (34.51 KiB) 46832 mal betrachtet
Abstimmanzeige1.JPG
Abstimmanzeige1.JPG (34.51 KiB) 46832 mal betrachtet

Diese beiden Schaltungen benötigen eine Spannung, die bei einem stärker werdenen Sender positiver wird. Also kann sie nicht an den Detektorausgang des 5.06 angeschlossen werden, denn dort erzeugen starke Sender eine negative Spannung. Es gibt aber einen Punkt beim 5.06, der diese Bedingung erfüllt. Und dafür möchte ich nochmals den Schaltplanauszug um T2 herum hochladen:

Detektor5.06.JPG
Detektor5.06.JPG (84.32 KiB) 46832 mal betrachtet
Detektor5.06.JPG
Detektor5.06.JPG (84.32 KiB) 46832 mal betrachtet

Ein starker Sender erzeugt am Knoten R12/13/14 eine negativere Spannung, die über R13 der Basis von T2 zukommt. Einer niedrigeren Spannung an der Basis folgt eine niedrigere Spannung am Emitter, somit fließt weniger Strom durch T2. Weniger Strom durch T2 hat einen geringeren Spannungsabfall an R7 zur Folge, somit wird der Kollektor von T2 positiver. Jetzt sind wir endlich da, wo wir hin wollten. Da wir für die NF-Verstärkung R7 von 470 Ohm auf 4,7k erhöht haben, verstärkt sich dieser Effekt zudem noch. Zwei weitere Transistoren und zwei Widerstände sind nötig, um die Lampe anzusteuern:


Viel Spaß beim Nachbauen!

Sven
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Re: Der alte MW-Super 5.06

Beitrag von JeanLuc7 »

Hi Sven,

zum Thema "Durchlassspannung bei der OA95". Die Germaniumdioden haben eine Durchlassspannung von ca. 0,1V, bei Silizium liegt sie bei 0,7V. Wenn der Pegel in diese Nähe kommt, ist das Ergebnis einer Demodulation verzerrt, weil die Kennlinie hier nicht linear ist. Deshalb sind Germaniumdioden hier besser - aber das schreibst Du ja bereits selbst.

Ansonsten: Germaniumdioden sind hier in ausreichender Zahl verfügbar. Wenn Du welche brauchst, sag einfach Bescheid.

Viele Grüße,

JL7/Frank
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Re: Der alte MW-Super 5.06

Beitrag von pingi66 »

Moin Frank,
JeanLuc7 hat geschrieben: 25.02.2020, 14:18 Die Germaniumdioden haben eine Durchlassspannung von ca. 0,1V, bei Silizium liegt sie bei 0,7V. Wenn der Pegel in diese Nähe kommt, ist das Ergebnis einer Demodulation verzerrt,
vielleicht habe ich mich in der Schaltungsbeschreibung der automatischen Lautstärkeregelung etwas missverständlich ausgedrückt. Für die Demodulation der HF kommt natürlich die Germanin OA95 zum Einsatz. An dieser Stelle eine Selizierin einzusetzen, kann nicht funktionieren. Aber für die Gleichrichtung des NF-Signals, das am Lautsprecher abgegriffen wird, sind die BA217 (ich habe hier 1N4148 benutzt) völlig ausreichend. Da ohnehin nur die großen Pegel reduziert werden sollen, ist es nicht entscheidend, ob die Duchlassspannung bei 0,1 oder 0,7 Volt liegt.
JeanLuc7 hat geschrieben: 25.02.2020, 14:18 Germaniumdioden sind hier in ausreichender Zahl verfügbar. Wenn Du welche brauchst, sag einfach Bescheid.
Danke, bei Bedarf komme ich gerne auf Dein Angebot zurück!

Grüße
Sven
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Re: Der alte MW-Super 5.06 mit getrenntem Oszillator

Beitrag von pingi66 »

Guten Abend zusammen,

alle Superhetempfänger der Philips-Serie sind mit einer selbstschwingenden Mischstufe aufgebaut, mit einer Ausnahme: Der 5.09 80m-Band Konverter.

Im Bild sind der Oszillator (T4) und der Mischer (T2) zu sehen:

Oszillator.JPG
Oszillator.JPG (32.08 KiB) 46627 mal betrachtet
Oszillator.JPG
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Die mit T4 erzeugte Oszillatorfrequenz wird über C14 an den Emitter des Mischers T2 zugeführt, die HF gelangt an die Basis von T2.

Wenn das bei dem Konverter so gut funktioniert, liegt es doch nahe, auch den 5.06 mal mit einem getrennten Oszillator zu bauen. Dafür muss ja nur die Oszillatorschaltung an die Mittelwelle angepasst werden. Dazu entfällt C18 (47 pF) ersatzlos, C19 wird von 100 pF auf 230 pF erhöht, C14 wird mit 4700 pf betückt, dafür bekommt C13 nur noch 2700 pF ab. Wirklich nicht besonders viel Aufwand. Wie das dann im Bauplan aussieht, ist hier zu finden:


Nach etwas Abgleicharbeit bin ich der Meinung, dass der Empfänger jetzt noch stabiler läuft. Aber vielleicht bin ich da auch ein wenig voreingenommen 8)


Grüße
Sven
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Abgleich der ZF-Spulen mit einfachen Mitteln

Beitrag von pingi66 »

Guten Abend zusammen,

um eine optimale Trennschärfe zu bekommen, müssen die beiden roten Spulen exakt auf die Zwischenfrequenz abgestimmt sein. In der Anleitung ist immer von 452 kHz die Rede, aber ein paar kHz rauf oder runter ist dabei nicht ganz so entscheidend (meine Meinung). Hauptsache die ZF-Spulen sind auf derselben Frequenz abgeglichen. Wie man mit sehr einfachen Mitteln diesen Abgleich durchführen kann, möchte ich hier kurz schildern.

Was brauchen wir dazu?

Ein handelsübliches MW-Radio am besten mit digitaler Frequenzanzeige und ein einfaches Multimeter, mehr nicht!

Dieses Radio stellen wir auf 900 kHz ein, was etwas weniger ist als 2 x 452 kHz. Damit detektieren wir somit die erste Oberwelle der ZF. Es fehlt also nur noch ein Frequenzgenerator, der die 452 kHz liefert. Den haben wir aber schon mit dem Empfänger aufgebaut, denn jeder Superhet hat einen Oszillator, er muss nur auf den richtigen Frequenzbereich getrimmt werden. Und das ist wirklich mit ganz wenigen Umbauten zu schaffen. Wie der Oszillator beschaltet werden muss, um auf 452 kHz zu schwingen, ist ja bestens im Versuch 4.25 Meßgerät für ZF-Bandfilter zu sehen. Zur Schwingkreisinduktivität von 220 µH wird ein Kerko mit 470 pF parallel geschaltet. Damit erzielen wir zusammen mit dem Drehko die notwendige Kapazität von ca. 565 pF. Damit der Oszillator auch bei dieser tiefen Frequenz schwingt, muss noch der 10 nF Kerko gegen 100 nF getauscht werden. Als letztes wird die Verbindung des Mischers (roter Tansistor) zur ersten ZF-Spule unterbrochen, denn wir wollen ja nicht die Mischprodukte mitschleppen.
Zur Veranschaulichung hier der Bauplan:

ZF_Abgleich2.pdf
(39.42 KiB) 934-mal heruntergeladen
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Der Empfänger kann jetzt eingeschaltet werden. Wenn wir alles richtig gemacht haben und den Doppeldrehko langsam von rechts nach links drehen, dann hören wir im MW-Radio (es sollte in der Nähe stehen...) einen Ton, der hoch beginnt, langsam tiefer wird bis f = 0 Hz und dann wieder ansteigt. In diesem Anstieg stellen wir dann die Tonhöhe auf "gefühlt" 4 kHz ein, somit schwingt unser Oszillator auf der gewünschten Frequenz von 452 kHz.
Das Schöne (manchmal auch das Üble) an den alten offenen Spulen ist, dass sie die Hochfrequenz hervorragend übertragen. Deswegen benötigen wir auch keine Verbindung von der weißen Oszillatorspule zu der ersten roten ZF-Spule, das geht alles über den Äther. Wenn Ihr den Empfänger mit der Abstimmanzeige (hier im Bauplan) aufgebaut habt, sollte die Lampe im besten Fall bereits leuchten. Dann dreht einfach an den Kernen der roten ZF-Spulen, bis die Lampe die größte Helligkeit erreicht. Noch genauer wird es, wenn Ihr über der Lampe die Spannung messt. Wer nicht die Abstimmanzeige aufgebaut hat, kann auch an dem im Bauplan gekennzeichneten Punkt "B" auf minimale Spannung gegen Batterie Minus abgleichen.

Wer den Empfänger ohne den seperaten Oszillator bevorzugt, kann zum Abgleich diesen Bauplan verwenden:

ZF_Abgleich1.pdf
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ZF_Abgleich1.pdf
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Probiert es einfach mal aus, es ist wirklich nicht schwierig! Vielleicht gibt es ja auch mal eine Rückmeldung (klappt, klappt nicht). Es würde mich sehr freuen. Wie es mit dem Abgleich des Empfängers weitergeht, folgt demnächst auf dieser Seite.

Grüße
Sven
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Oszillatorfrequenz einstellen mit einfachen Mitteln

Beitrag von pingi66 »

Guten Tag zusammen,

um eine optimale Empfindlichkeit des Empfängers zu erzielen, muss der Oszillator idealerweise immer exakt um den Betrag der Zwischenfrequenz höher schwingen als der Empfangskreis. Das Mittelwellenband erstreckt sich von 531 - 1602 kHz, womit der Frequenzbereich des Oszillators bereits grob festgelegt wäre:

fu = 531 kHz + 452 kHz = 983 kHz

fo = 1602 kHz + 452 kHz = 2054 kHz

Zum Einstellen der Frequenzgrenzen benötigen wir nichts weiter als ein Radio mit MW- und KW-Empfang. Wenn dieses mit einer digitalen Frequenzanzeige ausgestattet ist, um so besser.

Zuerst werden die beiden Trimmer am Doppeldrehko voreingestellt, aber bitte nicht so wie es in der Anleitung zum 5.06 steht:

Trimmer.JPG
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Es ist mir ein Rätsel, wie man die kleinen Schrauben überhaupt drei Umdrehungen rausdrehen kann, ohne dass sie rausfallen. Vielleicht hat da ja schon der ein oder andere ähnliche Erfahrungen gemacht.

Trimmer A ist für den Empfangkreis und Trimmer B für den Oszillator. Bei meinem Empfänger habe ich optimale Ergebnisse erzielt, wenn ich

A eine halbe
B anderthalb

Umdrehungen rausgedreht habe. Im Moment ist aber nur Timmer B für uns von Interesse.

Für die untere Frequenzgrenze stellen wir das MW-Radio auf 981 kHz ein und positionieren es in die Nähe unseres Empfängers. Den Doppeldrehko an unserem Empfänger drehen wir auf den rechten Anschlag (beide Geräte sind natürlich eingeschaltet...). Durch Drehen an der weißen Oszillatorspule lässt sich nun die untere Frequenzgrenze einstellen. Ihr habt sie erreicht, wenn ihr im Radio in etwa dieses Geräusch hört:

Frequenz_einstellen.7z
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Zur Probe dreht man den Drehko jetzt ein paar Grad nach links. Wenn nun wieder dasselbe Geräusch aus dem Radio ertönt, dann passt alles. Wenn nicht, dann wieder Doppeldrehko auf Rechtsanschlag und den Kern der weißen Oszillatorspule wieder zurückdrehen, bis dieses Geräusch wieder ertönt.


Die obere Frequenzgrenze von 2054 kHz lässt sich sehr gut über die 3. Harmonische, also 3 x 2054 kHz = 6162 kHz, einstellen, was im 49m-Band liegt. Bei meinem Empfänger habe ich die obere Frequenzgrenze aber noch höher gesetzt, so dass die 3. Harmonische bei 6270 kHz liegt. Daraus folgt, dass der Oszillator bis 2090 kHz schwingt. Man stellt also das KW-Radio auf 6270 kHz ein und dreht den Doppeldrehko auf Linksanschlag. Mit dem Trimmer B kann nun die obere Frequenzgrenze eingestellt werden, bis mal wieder "dieses Geräusch" aus dem Radio ertönt. Der Oszillator ist nun abgeglichen.

Wünsche Euch viel Spaß und Erfolg beim Nachbasteln!


Liebe Grüße und bleibt gesund!

Sven
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Re: Der alte MW-Super 5.06

Beitrag von Frankje »

Hallo Sven,

Das ist ein wirklich klares Anleitung, um diese Kreise richtig einzustellen.
Ich hätte nie gedacht, dass die Spulen angepasst werden müssen, in der Mine gibt es sogar Kerzenwachs oder ähnliches.

Wenn ich jemals wieder das Philips EE-Kitzeln bekomme, werde ich Ihre Erklärung in die Praxis umsetzen.
Vielen Dank
“All the electronic devices are powered by white smoke. When smoke goes out, device is dead.”
― Milan Nikolic
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Re: Der alte MW-Super 5.06

Beitrag von pingi66 »

Hallo Frankje,
Frankje hat geschrieben: 15.04.2020, 15:45 Ich hätte nie gedacht, dass die Spulen angepasst werden müssen,
das hätte ich auch nicht. Aber ich bin jetzt der festen Überzeugung, dass man dadurch deutlich bessere Ergebnisse erzielen kann. Allerdings besteht auch die Gefahr, dass man die Spulen völlig "verdreht", so dass dann gar nichts mehr geht. Für diesen Fall ist diese kleine Anleitung mit einfach Mitteln gedacht. Man bekommt dadurch gewiss keine absolute Genauigkeit auf's Gramm genau hin, aber wenigstens das Kilo stimmt wieder. Es soll auch dazu anregen, nicht nur stumpf die Schaltungen nachzubauen sondern einfach mal etwas auszuprobieren.
Frankje hat geschrieben: 15.04.2020, 15:45 Wenn ich jemals wieder das Philips EE-Kitzeln bekomme, werde ich Ihre Erklärung in die Praxis umsetzen.
Darüber würde ich mich sehr freuen!

Sven
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Re: Der alte MW-Super 5.06

Beitrag von Lutz »

pingi66 hat geschrieben: 26.01.2020, 15:49 ...das ließ mir keine Ruhe, also habe ich bei meinen (optimal abgeglichenen 8) ) Empfänger einfach mal die roten Spulen gegeneinander getauscht.

Und Trommelwirbel: Es war genau wie bei Dir. Der Empfänger war ganz schön weit von "optimal" entfernt!

Darauf habe ich den Empfänger in dieser Konstellation neu abgeglichen, bis er so lief wie vorher, und anschließend die Spulen wieder zurückgetauscht. Der Empfänger war erneut verstimmt.

Daraus folgend möchte ich die Behauptung aufstellen, dass die roten ZF-Spulen, selbst wenn sie von Philips abgeglichen wurden, nicht an beiden Positionen des Superhets gleich gut funktioneren können. Mögliche Ursache könnte sein, dass die ZF der ersten Spule zwischen den Anschlüssen 5 und A (5 Windungen) abgegriffen wird, bei der zweiten hingegen zwischen 3 und 5 (80 Windungen)...
Moin!
Das ist nicht verwunderlich, denn das erste Filter hat weitaus weniger "Last" mit parasitären Kapazitäten aus der Schaltung zu schaffen als das zweite Filter. Über die 47nF und Kapazität E-C von T2 gibt es eine Verstimmung. Die internen Kapazitäten eines Transistors sind zwar gering, im Zweifel aber hier durchaus wirksam.

Remember: Beim Pendler wird die natürliche CE-Kapazität noch durch einige pF je nach Bereich vergrößert und die HF-Oszillation setzt ein. Bei PNP Typen ist das noch ausgeprägter, im UHF- und SHF-Bereich sind da leicht Oszillatoren mit erstellt ohne weitere Mitkopplung

Also sollte man sich nach Abgleich die alten roten ZF Filter markieren. Die Schaltungen sind sich da ja gleich oder recht ähnlich.
Gruß Lutz
73, DL4OBG
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