MC-Projekt Fernseher

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JeanLuc7
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MC-Projekt Fernseher

Beitrag von JeanLuc7 »

Salut Bastelfreunde,

ich gebe zu, ich habe wenig Ehrfurcht vor nostalgischen Denkmälern. Nachdem ich mich an anderer Stelle schon an der Bildröhreneinheit des EE2007 vergriffen hatte, war es nur eine Frage der Zeit, bis auch der Fernseher des EE2008 dran glauben musste. Die Röhre war bereits da, und ein Modul, das aus einem FBAS-Signal ein Bildraster erzeugt, war im Rahmen des Röhrenbauprojekts ebenfalls bereits entstanden. Mit dem UKW-Radio kam nun eine Komponente hinzu, die einen mikrocontrollergeteuerten Analogfernseher in Reichweite rücken ließ.

Denn Philips hat das Protokoll, das zur Steuerung des UKW-Chips benutzt wurde, eigentlich für Fernseher entwickelt. Und tatsächlich findet man eine Reihe von TV-Tunern, die sich über einfache Kommandos steuern lassen - ganz ohne Drehwähler und umständliche Sendersuche. Ich habe hier den FM1216ME ausgewählt - der wurde Anfang der 2000er in großen Stückzahlen auf TV-Karten eingebaut. Es ist ein Kabel-Kombituner - er beherrscht also alle Kanäle, die im Kabelfernsehen heute noch analoge Signale zur Verfügung stellen. Bei mir sind das immerhin 32. Man bekommt ihn auf ebay sehr günstig - sofern er auf einer dieser alten TV-Karten eingelötet ist- Auslöten geht nicht, aber Herausdremeln macht auch Spaß. Eine Bild-ZF-Einheit hat der Tuner bereits an Bord.

Im folgenden seht Ihr ein paar Bilder der beiden Bauplatten - so viel Nostalgie muss natür lich sein. Es geht allerdings deutlich luftiger zu als seinerzeit beim EE2008. Ich habe zudem untere und obere Bauplatte vertauscht, denn ansonsten hätte man das Grafik-Touchscreen-Modul (GTM) kaum bedienen oder sehen können.

Obere Bauplatte:
Oben rechts befindet sich der Kombituner (1). Ich habe ihn auf einer Platine mit dem Mikrocontroller vereint (ein ATMega328), so dass man nur noch das GTM anschließen muss. Das Programm ist eine abgewandelte Version der UKW-Senderwahl. Hier wurden alle 32 Kanäle als Liste einprogrammiert - sie ändern sich ja nicht ständig und sind im ganzen Berliner Netz gleich. Der Tuner hat dann Ausgänge für Ton, Video (FBAS, Composite Video); ein SPI-Anschluss zum Programmieren und für Schaltzwecke findet sich auch darauf. Auf diese Weise kann man auch Software aufspielen, die ohne das GTM auskommt. Unten rechts findet sich eins von Ingos neuen Modulen - es ist die Spannungsversorgung (2), der ich noch eine Ein-Aus-Schalter verpasst habe. Sie liefert 9V und 5V für alle Komponenten. Das GTM (3) in der Mitte ist bereits bekannt. Darüber findet sich ein kleiner Schaltkreis - ein mikrocontrollergesteuertes Potentiometer (4), das die Lautstärkeregelung übernimmt. Der Rest der Platte auf der linken Seite wird von einem Standard-Endverstärker auf TBA820M-Basis (5) gefüllt.

Untere Bauplatte
Hier ist das PAL-Modul einmal diskret aufgebaut. Das Bildsignal wird vom Tuner aus direkt rechts unten eingespeist in den Chip vom Typ LM1881 (1). Dieser decodiert die Signale in horizontale und vertikale Synchronimpulse, die dann auf den angeschlossenen Mikrocontroller (2) wandern. Dieser gibt ein zeitsynchrones horizontales Synchronsignal aus, außerdem steuert er einen Digital-Analog-Wandler (3) für die Erzeugung des vertikalen Sägezahns. Der horizontale Sägezahn wird konventionell (4) gewonnen über einen Kondensator, der mit konstantem Ladestrom versorgt wird. Sein Signal wird nachträglich noch einmal in einem zweistufigen OpAmp-Verstärker NE5532 (5) aufbereitet, damit die Amplitude ausreicht für die Ansteuerung der Bildröhre. Ganz links findet sich ein Baustein ICL7660 (6), der aus einer positiven Spannung eine zusätzliche negative Spannung gewinnt - der OpAmp liebt duale Spannungen, und man kann ihn dann besser ausnutzen. Von allen Reglern sind nur noch zwei übrig geblieben - einer für die Bildhöhe und einer für die Bildbreite. Alles andere wird nicht mehr benötigt, da das Bild von sich aus stabil und synchron ist.

Leider ist die DG7/32 nicht so ganz einfach zu fotografieren, und Standbilder bekommt man mit einem Kabeltuner auch nicht hin. Ich habe daher ein Bild ausgewählt, auf dem man Text erkennen kann - er stammt aus einer Werbung.

Die Software beruht auf der UKW-Variante, hier entfallen aber alle Favoritenlisten o.ä. Statt dessen können alle 32 Sender direkt aufgerufen werden. In anderen Kabelnetzen muss nur einmal die Sendertabelle angepasst werden. Der Tuner gibt noch ein paar nützliche Informationen aus, beispielsweise darüber, ob Empfang vorliegt. Das findet sich dann natürlich auf dem GTM wieder. Die Lautstärke kann ebenfalls per Touchscreen geändert werden - man kann das natürlich auch konventionell per Schaltpult-Poti machen.

Die Anschlüsse habe ich mit Cinch-Buchsen hergestellt. Einerseits habe ich diese Buchsen auch an meinen Bildröhren benutzt, zum anderen fallen in einem mittellangen Leben unglaublich viele dieser Kabel an, und hier finden die dreipoligen mit weißem, rotem und gelbem Stecker endlich einmal wieder Verwendung.

Und damit man sich die Funktion der Software auch einmal im Bild anschauen kann, gibt's auf youtube auch ein Video.

Viele Grüße

Frank
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Re: MC-Projekt Fernseher

Beitrag von JeanLuc7 »

Und noch ein paar weitere Bilder...
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Re: MC-Projekt Fernseher

Beitrag von Bambini »

Frank, der absolute Wahnsinn!!! Hut ab vor den Arbeiten die Du da wieder hingezaubert hast! Mir ist die gelbe Cinch Buchse aufgefallen, welche eine vertikale Anschlussmöglichkeit hergibt. Hast Du mir da eine Bestellnummer? Ich habe bei mir vor Wochen für das neue Tunermodul auch auf Cinch umgestellt, jedoch nur ein horizontales Teil gefunden, wobei es damit platzmässig etwas eng ist, wie ich bemerkte.
Wie ist denn generell das Fernsehbild auf der Röhre, kannst Du da evtl. noch ein Video nachliefern?
Grüsse, Beat
Gruss Beat
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Re: MC-Projekt Fernseher

Beitrag von JeanLuc7 »

Salut Beat,

die Cinch-Buchsen entstammen den TFT-Displays, die ich aus China geordert habe - jene, denen man direkt Composite-Video-Signale zuführen kann. Insofern habe ich dafür keinen Lieferanten. Bei reichelt gibts aber die Bestellnummer LUM BTOR1 RT (RT steht für Rot, es gibt auch andere Farben), die sollten genauso funktionieren.

Ich bekomme mit der DG7/32 keine spiegelfreien Videos hin, daher habe ich jetzt einmal die D8/11 angeschlossen. Die ist etwas unschärfer, aber plan, das macht das Filmen etwas einfacher. Das leichte Flackern ist auf die Aufzeichnungsfrequenz der Kamera zurückzuführen (30Hz vs. 25/50Hz beim Fernsehen). Der Ausschnitt entstammt einer Sendung von Phoenix am heutigen Sonntagabend: Youtube-Video

Viele Grüße

Frank
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Re: MC-Projekt Fernseher

Beitrag von JeanLuc7 »

Salut Bastelfreunde,

ich habe mich noch einmal des MC-Fernsehers angenommen, denn er passte als Test sehr gut zu den Arbeiten der letzten Tage: Einerseits habe ich erstmals ein EE2000-Schaltpult mit einem Grafik-Touchscreen-Modul versehen (und das ist diesmal wirklich nicht kompliziert).

Außerdem benötigte ich eine Platine, mit der ich schnell und einfach Mikrocontroller für das PAL-Modul der BRE-Neubauten programmieren und abgleichen konnte. Dabei war ein PAL-Modul für die EE-Bauplatten entstanden, das ein paar Schalter besitzt, mit denen man die horizontale und vertikale Bildlage einstellen kann - das wird dort ja alles per Software erledigt. Außerdem hat es noch zwei Schalter, mit denen man das Bildsignal invertieren kann (die kleine Schuco-Spielzeugröhre D5/100 braucht das) und das Bild vertikal spiegeln kann. Grundsätzlich entspricht es aber exakt der Version, die im BRE-Projekt auf Platine gebannt wurde.

Die hier gezeigte Schaltung verzichtet nun auf alles Beiwerk und besteht nur noch aus dem I2C-Tuner mit Mikrocontroller (siehe oben), einem einkanaligen, per Schaltpult-Poti geregelten Endverstärker auf TBA820M-Basis für den Ton und eben dem PAL-Modul zur Aufbereitung des Bildes und zur Erzeugung der Sägezahn-Signale.

Durch das ins Schaltpult eingebaute Grafik-Touchscreen-Modul sieht das ganze nun viel gefälliger aus, und es macht auch mehr Spaß, das ganze zu bedienen.

Das PAL-Modul geht demnächst auf eine Rundreise - es soll den PAL-Modul-Bastlern aus dem BRE-Projekt helfen, ihre Module sauber einzustellen.

Es grüßt herzlich

Frank/JL7
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