Wozu verregnete Sommer gut sein können

alles was sich auf den ganzen Kasten oder eine Kastenserie bezieht

Moderator: suntri

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JeanLuc7
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Wozu verregnete Sommer gut sein können

Beitrag von JeanLuc7 »

Salut Bastelfreunde,

in der vergangene Woche war das Wetter ja erfreulich gut, aber die Wochen zuvor gab es wenig Grund, sich nach draußen ins Freie zu begeben. Und so kommt es, dass ich heute ein Projekt fertigstellen konnte, das eigentlich erst für den Herbst geplant war - das PC Lab.

Ich habe vor einem Jahr dieses schöne alte Hobby wieder hervorgesucht, weil ich sehen wollte, ob man die damalige Experimentiertechnik nicht mit modernen Weiterentwicklungen verknüpfen könnte. Und so sind einige Projekte entstanden, mit denen ich sehr zufrieden war - und auch ein paar, die mir nicht so gefallen haben. Eines davon war die Anbindung der Experimentierboxen an einen Computer. Das hatte ich über eine USB-Platine realisiert, aber einerseits war diese Platine riesengroß und zum anderen musste immer ein ganzer PC verfügbar sein, damit man einmal ein Gerät einschalten konnte. Das autarke Stereoradio oder der Flachbildfernseher waren da viel witziger. Es war klar: so konnte das nicht bleiben.

Nachdem nun in diesem Jahr einige Mini-PC-Platinen auf dem Markt erschienen sind (Raspberry Pi und der APC von Via), reifte die Idee, einen kompletten Computer in eine der Boxen einzubauen, so dass man dessen gesamtes Potenzial nutzen könnte. Ich bestellte frühzeitig einen APC - eine 17x10cm große Platine, für die ein spezielles Android-Betriebssystem vorgesehen war. Je näher aber der Lieferzeitpunkt rückte, um so mehr zweifelte ich daran, dass dies der richtige Weg sei. Einerseits läuft darauf (ebenso wie auf dem Raspberry Pi) keine Standardsoftware, zum anderen muss man sich auch in neue Entwicklungsumgebungen einlernen - und ich komme nun mal aus der PC-Ecke (bin allerdings seit 7 Jahren konsequenter Mac-Nutzer).

Kurzerhand entschloss ich mich für den konsequenten Weg: ich beschaffte ein speziell für den Einsatz im Auto gedachtes Mini-ITX-Board (Intel DM2800MT mit 1,86 GHz Atom Dual-Core), das extrem flach gebaut war, ohne Lüfter auskam und ansonsten alles bot, was man benötigte: Steckplätze für WLAN und SSD, eingebauter Stereoverstärker und eine Stromversorgung über einen einfachen 12V-Stecker. Grafikausgänge für VGA und HDMI sind ebenfalls vorhanden. Die eingebaute Grafik hängt hinten am VGA-Anschluss, so dass man den heimischen Fernseher noch nebenbei anschließen kann.

Ich stattete das Board mit 2 GB RAM und Windows 7 als Betriebssystem aus. Dann folgte der Einbau in die Philips-Schuco-Experimentierbox, und das war nun tatsächlich eine Herausforderung. Denn in der Box sind befinden sich nun die Hauptplatine (unter der Experimentierplatte), eine Stromversorgung für die Experimente, die USB-Platine (auf K8055N-Basis mit ein paar kleinen Anpassungen - bietet 8 digitale und zwei analoge Ausgänge sowie zwei analoge und 5 digitale Eingänge) und der Bildschirm (5-Zoll-Modell mit Touchscreen). Da geht es reichlich eng zu - aber mit Kabelbindern, Schrumpfschlauch und Flachbandlitze kann man gut Ordnung halten.

Als erstes habe ich das UKW-Stereo-Radio aufgebaut. Jetzt ist dafür nur noch die UKW-Platine erforderlich, nichts sonst. Der Verstärker wird vom Line-In-Eingang des PC geboten, die Steuerspannung und die Messeingänge werden durch das USB-Modul zur Verfügung gestellt. Die Applikation auf den Bildern ist identisch mit der, die bereits im Wiki beschrieben ist. Ich werde sie wohl an die kleinere Baugröße des Bildschirms noch anpassen, damit man das Gerät nicht nur mit einem Stylus, sondern auch per Finger bedienen kann. Der Touchscreen ist übrigens resistiv - so hübsche Sachen wie auf einem iPad (dort: kapazitiver Touchscreen) kann man damit nicht machen.

Bevor ich mir jetzt ein Bier auf den Erfolg gönne, hänge ich Euch noch ein paar Bilder an - und ein Video gibt's auf Youtube. Und dann hoffe ich mal, dass der Sommer noch etwas bleibt und ich nicht schon mit dem Winterprojekt anfangen muss.

Es grüßt,
JL7
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Peter
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Re: Wozu verregnete Sommer gut sein können

Beitrag von Peter »

Hallo Jeanluc7,
schon wieder so eine tolle Maschine aus Deiner Baukastenschmiede.
Hut ab. Finde ich absolut Spitze. Wenn man die Baukasten Entwicklung bei entsprechenden Firmen weitergeführt hätte, wäre das z.B. das Luxusmodel eins Experimentierkastens geworden. Vieleicht wäre dann auch so ein Gerät herausgekommen. Vergleichbar mit dem beiden Philips EE2007/08 oder TvLab von Schuco, die damals praktisch auch für ihre Zeit absolut Spitze waren.
Allerdings geht dieses Projekt ja richtig ins Geld. Die Minicomputer sind ja nicht gerade billig und dann braucht man ja auch noch einen Monitor. Darf man fragen was Dich die ganzen Teile gekostet haben?
Mit freundlichen Grüßen
Peter
PS: Fast hätte ich es vergessen:geiles Video.. Ist schon toll wie der Pc startet und dann die Radiosender eingestellt werden können.
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JeanLuc7
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Re: Wozu verregnete Sommer gut sein können

Beitrag von JeanLuc7 »

Danke, danke. Mit deinem Hinweis zu den Kosten und dem Vergleich zum EE2007/08 hast du durchaus recht. Ich hatte zwar durch diverse andere Projekte noch Teile in der Bastelkiste (RAM, WLAN-Karte, Netzteil, Kabel), aber das Board (100€), die SSD (55€), die USB-Karte (35€) und den TFT-Bildschirm (50€ inklusive Touchscreen-Option) musste ich auf ebay beschaffen. Ein kompletter Neubau ist für unter 300 € nicht zu haben, und dann kommt noch die ganze Arbeitszeit hinzu. Was da zu sehen ist, ist inklusive Platinenentwurf und mechanischen Arbeiten ein 40-Stunden-Projekt. Alles in allem also etwa derselbe Preis wie ein Atom-Notebook, das in der Leistung auch vergleichbar ist (allerdings ohne die USB-Anbindung ans Experimentierpult).

Wenn man bedenkt, dass der EE2007 seinerzeit auch 350 DM kostete (1979 bei mir) und der EE2208 noch einmal 250 DM, dann relativiert sich das ein wenig. Der MC6400 wurde seinerzeit allein für 450 DM (1984) verkauft. Und dieses Pult ist vermutlich auch der komplizierteste mögliche Umbau, weil einfach nicht mehr Platz zur Verfügung steht.

Schöne Grüße,
JL7
wolfgang
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Re: Wozu verregnete Sommer gut sein können

Beitrag von wolfgang »

Hallo JeanLuc,

während ich mir gedanken darüber mache, ob ich mir einen gebrauchten zweit-PC für meine Elektronikbastelleien anschaffen, hast Du das Thema mal wieder perfektioniert. Alle Achtung.

Hoffentlich wird der Sommer weiter so schlecht, damit wir noch weitere Projekte von dir sehen können.

Gruß
Wolfgang
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Re: Wozu verregnete Sommer gut sein können

Beitrag von DG7-32 »

@ JL7: Für mich stellt sich an Hand deiner Arbeiten nur mehr die eine Frage: Wann und Wo kann man die neue Baukastenserie bestellen? Auf Grund der Fülle deiner Projekte und eher aus Zeitmangel werde ich in den nächsten Monaten (Jahre ???) kaum Zeit für Nachbauten haben ...

Gruß,
Markus
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Re: Wozu verregnete Sommer gut sein können

Beitrag von Peter »

Hallo Jeanluc7,
ich habe übrigens schon mal etwas über Touchscreens aus Deinem Beitrag im Internet recherchiert. Nachdem ich den Satz „Der Touchscreen ist übrigens resistiv“ gelesen hatte, fing ich an zu grübeln, was das denn nun wieder heißt. Dank Wikipedia habe ich dann gelernt das diese Screens mit Stift zu bedienen sind, im Gegensatz zu den kapazitiven, die man mit den Fingern bedienen kann. Also ist meine Central Station 2, für die Eisenbahn mit einem resistiven Touchscreen ausgestattet, da ich sie mit Stift bedienen muss. Und mein Eierpod hat dann einen kapazitiven Touchscreen.
Hier mal der Link zu wiki. Dann braucht man nicht mehr lange zu suchen, für diejenigen die es auch noch interessiert.
http://de.wikipedia.org/wiki/Touchscree ... hscreens_2
Mit freundlichen Grüßen
Peter
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