Röhrenradios basteln mit dem Kosmos XN-3000

Moderator: suntri

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Bastler

Röhrenradios basteln mit dem Kosmos XN-3000

Beitrag von Bastler »

Hallo zusammen!

Durch die recht geschickte Anordnung der Klemmfedern und die Bauteilausstattung kann man mit dem XN-3000 auch recht komfortabel Röhrenradios basteln. Mit dem festmontierten Drehkondensator und den zwei Potis sowie der flexibel zu beschaltenden Spule hat man - bis auf die Röhren - alles was man braucht. Wenn man sich nun noch ein oder zwei Niedervolt-taugliche Röhren besorgt, kann man schon viel machen.

Die anhängende Datei zeigt ein Pentoden-Audion mit Rückkopplung für Mittelwellen-Empfang. Es läuft mit 12 Volt (9 Volt ginge zur Not auch) und besteht, bis auf die Röhre für einen Euro, nur aus Bauteilen des XN-3000. Wie man sieht, wäre auch noch locker Platz für weitere Röhren.

Übrigens, der im Bild zu sehende Transistor trägt nichts zur Spannungsverstärkung bei. Er ist nur als Emitterfolger geschaltet, um den sonst nötigen Ausgangsübertrager zu ersetzen. So kann man aber auch statt des Kosmos-Ohrhörers einen handelsüblichen niederohmigen Kopfhörer anschließen, z.B. vom MP3-Spieler.

Bastler
XN3000-RoeRa1.jpg
Röhren-Audion mit XN-3000.
XN3000-RoeRa1.jpg (109.18 KiB) 27047 mal betrachtet
Röhren-Audion mit XN-3000.
Röhren-Audion mit XN-3000.
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JED

Re: Röhrenradios basteln mit dem Kosmos XN-3000

Beitrag von JED »

Danke Bastler,

das ist doch mal ein speditiver Vorschlag, der ohne allzu viel Aufwand umzusetzen ist. Wie wär's, wenn Du für bisherige reine Halbleiterbastler die Röhre benennst, den Trick mit der Verwendung vpn Steckschuhen erläuterst und den Schaltplan zur Verfügung stellst? (Ich denke mal, es ist eine entmantelte 12SH1L?)

Wer sich schon mal einlesen will, findet allgemeines dazu bei Burkhard Kainka unter Das Pentoden-Audion

Die Röhre gibt es tatsächlich immer noch für 1 € bei Pollin und die 12SH1L wird in Jogis Röhrenbude beschrieben, die Entmantelung nochmal besonders ausführlich anhand der 2SH27L

Viele Grüße
Joachim/JED
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Bastler

Re: Röhrenradios basteln mit dem Kosmos XN-3000

Beitrag von Bastler »

Hallo zusammen,
eigentlich wollte ich ja nur eine Anregung geben. Joachim hat für Röhren-Neulinge schon gute Links aufgeführt. Bei der Schaltung auf dem Bild handelt es sich tatsächlich um eine Standard-Schaltung ganz ähnlich wie die von Burkhard Kainka.

Die russische Röhre 12SH1L hat die praktische Eigenschaft, dass sie mit 12 Volt geheizt wird, so dass man nur eine einzige Betriebsspannung braucht und nicht versehentlich den Heizfaden beim Experimentieren killen kann.

Die Heizung der 12SH1L ist mit 12,6 Volt spezifiziert, maximal sollten 14,6 Volt nicht überschritten werden. Ich benutze einfach ein stabilisiertes 12-Volt-Steckernetzteil, um die gesamte Schaltung zu versorgen. Testweise geht es auch mit einer 9-Volt-Batterie. Die Röhre arbeitet übrigens so effizient, dass man den Heizfaden kaum bis gar nicht glühen sehen kann.

Solange man nicht eine zu hohe Spannung an die Heizung legt, sind Röhren mit kleinen Spannungen kaum zu zerstören. Man kann deshalb wesentlich einfacher an der Schaltung herum experimentieren als bei Halbleitern.

Um Burhard Kainkas Schaltung "Das Pentoden-Audion" mit den Teilen des XN-3000 aufzubauen, kann man vorgehen wie folgt:

1) Die Kondensatoren "330p" ersetzen durch 6800 pF. Das ist nicht ideal, aber funktioniert.

2) Den Kondensator "4,7n" ersetzen durch 0,1 uF.

3) Das Poti "200k" ersetzen durch das 100k-Poti des XN-3000.

4) Bei 12 Volt Versorgungsspannung kann der 82 Ohm Widerstand in der Heizleitung natürlich entfallen.

5) Übertrager und Lautsprecher entfallen und werden durch einen Anodenwiderstand und einen Emitterfolger ersetzt. Diese Schaltung habe ich mal schnell hingekritzelt (siehe Bildanhang). Die Basis des NPN-Transistors ist an der Anode (Pin 3) der Röhre anzuschließen.

6) Als Spule kann die Spule des XN-3000 benutzt werden. Ich hatte die besten Ergebnisse (Lautstärke, Trennschärfe), wenn ich Antenne und Erde an die Anschlüsse 4 und 6 der Kosmos-Spule angeschlossen habe.

Falls man die Röhre sowieso bestellen muss, sollte man auch gleich ein paar Keramik-Kondensatoren und ein bischen Schaltdraht mitbestellen. Dann kann man noch weiter experimentieren. Z.B. könnte man sich eine einfache Spule wie in Burkhard Kainkas Artikel beschrieben selbst wickeln und Kurzwelle empfangen. Aber das sollte nicht gleich der erste Versuch sein, denn eventuell landet man mit der selbst gewickelten Spule auch in einem Frequenzbereich, auf dem kein einziger Sender zu hören ist. Die Mittelwellenschaltung ist da gutmütiger.

Wenn einen die Anwesenheit des Transistors stört, kann man natürlich auch statt des Emitterfolgers einen Übertrager benutzen. Da es sowieso nicht auf höchste Tonqualität ankommt, kann man einen kleinen Netztrafo als Übertrager benutzen. Ich hatte Erfolg mit einem kleinen Trafo primär 2x110V, sekundär 2x6V. Mit einer 110V-Wicklung an der Anode und einer 6V-Wicklung zum Kopfhörer ging es. Aber der Emitterfolger war besser (= lauter). Hängt natürlich auch vom verwendeten Trafo ab.

Viel Spaß beim Experimentieren!
Bastler
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RoeRa-Emitterfolger.gif
Anodenwiderstand und Emitterfolger als Ersatz für einen Ausgangsübertrager.
RoeRa-Emitterfolger.gif (3.12 KiB) 26998 mal betrachtet
Anodenwiderstand und Emitterfolger als Ersatz für einen Ausgangsübertrager.
Anodenwiderstand und Emitterfolger als Ersatz für einen Ausgangsübertrager.
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JED

Re: Röhrenradios basteln mit dem Kosmos XN-3000

Beitrag von JED »

Vielen Dank für die Beschreibung, vielleicht findet sich ja der eine oder andere, der die Versuche nachmacht. Vorteil dieser Kosmos-Kästen ist ja, dass man "Zweipole" einfach aus der Bastelkiste nehmen kann oder sich wertmäßig passendere R's und C's mal irgendwo mitbesorgen lassen.

Die Idee von Burkhard mit den Kontakten aus PC-Steckern mag angehen, wenn man an solche aus gecrimpten Kupplungen dran kommt (und möglichst das Spezialwerkzeug zum Demontieren oder viel Geduld und eine Stecknadel hat). Wenn ich das auf den entsprechenden Abbildungen richtig deute, verwendet Franzis bei den Röhrenpaketen diese kleinen Steckschuhe für Lötstifte - das ist weniger Arbeit, wenn man sie irgendwo auftreiben kann, z. B. beim blauen C:
SORTIMENT CRIMP-ANSCHLUSS 1,3 MM 100 STK oder
SORTIMENT STECKSCHUHE 100 STÜCK

Eigentlich müsste sich das ja auch mit den älteren Pulten realisieren lassen, z. B. auf dem Radiotech. Da muss man die Anschlüsse nur etwas weiträumiger verteilen.

Vielleicht könnte man das AMP-Modul mit dem Lautsprecher zu Abhören einsetzen? Ist nicht ganz stilecht, aber das ist der Emitterfolger ja auch nicht... ;-)
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Bastler

Re: Röhrenradios basteln mit dem Kosmos XN-3000

Beitrag von Bastler »

Hallo,
der Lautsprecher des XN-3000 läßt sich bei starken Sendern auch mit der oben skizzierten Schaltung bereits nutzen. Einfach statt des Ohrhörers anschließen - ist nur nicht besonders laut.

Die Lautstärke wäre mit dem AMP-Modul sicher höher. Aber ich empfand den Emitterfolger als Impedanzwandler ohne eigene Spannungsverstärkung als etwas "ehrlicheren" Ersatz für den traditionellen Ausgangsübertrager.

Lautstärkere Wiedergabe läßt sich aber natürlich auch mit einer zweiten Röhrenstufe erreichen. Da diese Röhren ja nur einen Euro kosten, ist das wirtschaftlich noch zu vertreten. :-)

Die zweite Röhrenstufe läßt sich noch locker mit den im XN-3000 vorhandenen Teilen realisieren, anbei ein Bild vom Aufbau. Da kann man auch sehen, wie die 12SH1L aussieht, wenn sie noch "eingepackt" ist.

Der hohe Innenwiderstand einer Röhrenstufe erfordert aber auch hier einen Emitterfolger als "Ausgangsübertrager". Übrigens: Wer das Elektronik-Labor-XG besitzt, kann auch mal zum Vergleich den darin befindlichen Übertrager nutzen.

Die gesamte Schaltung verbraucht übrigens nur rund 150 mA.

VG Bastler
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XN3000-RoeRa2.jpg
Röhren-Audion mit Endverstärker für Lautsprecherbetrieb.
XN3000-RoeRa2.jpg (104.48 KiB) 26908 mal betrachtet
Röhren-Audion mit Endverstärker für Lautsprecherbetrieb.
Röhren-Audion mit Endverstärker für Lautsprecherbetrieb.
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Bastler

Re: Röhrenradios basteln mit dem Kosmos XN-3000

Beitrag von Bastler »

Hallo zusammen,
ich habe inzwischen mal das Schaltbild für die erste Schaltung (die mit einer Röhre) zusammengeklickert. Vielleicht mag es ja einer nachbauen. Interessant fände ich auch, ob sich die Schaltung so oder ähnlich auch erfolgreich mit anderen Kästen aufbauen lässt.
Viel Spaß
Bastler
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Röhrenaudion 3001.png
Röhrenaudion mit Rückkopplung für XN3000.
Röhrenaudion 3001.png (5.55 KiB) 26839 mal betrachtet
Röhrenaudion mit Rückkopplung für XN3000.
Röhrenaudion mit Rückkopplung für XN3000.
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Kurzschluß

Re: Röhrenradios basteln mit dem Kosmos XN-3000

Beitrag von Kurzschluß »

Hallo Miteinander.
Schaut irgendwie richtig Gut aus. :mrgreen:
Kurze Frage:Lässt sich denn die Rückkopplung so weit anziehen , das die Schaltung ins Schwingen kommt ?
MfG
Norbert
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Transistorkiller

Re: Röhrenradios basteln mit dem Kosmos XN-3000

Beitrag von Transistorkiller »

Mir kommt der Begriff Rückkopplung ein bischen fraglich vor. Hier wird nach Schaltplan doch nur eine Gleichspannung eingestellt, oder?
Gruß Detlef
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Bastler

Re: Röhrenradios basteln mit dem Kosmos XN-3000

Beitrag von Bastler »

Hallo Detlef,
Du hast recht, mit dem Poti P1 wird nur eine Gleichspannung geregelt. Diese regelt aber wiederum die Schirmgitterspannung und damit die Steilheit (also die Verstärkung) der Röhre. Die eigentliche Rückkopplung wird dadurch erreicht, dass die Kathode nicht direkt an Masse angeschlossen ist, sondern an einer Anzapfung der Spule. Damit fließt der (verstärkte) Elektronenstrom der Röhre auch durch einen Teil der Spule und bewirkt die Rückkopplung. Je größer nun die Schirmgitterspannung ist, umso größer ist die Verstärkung und umso stärker ist die Rückkopplung. Und somit regelt man mit dem Poti die Stärke der Rückkopplung. Und in der Praxis kann man sich außerdem meistens ein weiteres Poti zur Lautstärkeregelung sparen.

Vorteile dieser Schaltung sind: Man braucht zur Regelung der Rückkopplung nur ein einfaches Poti (und keine klappbaren Spulen oder Drehkos), man braucht nur eine Anzapfung an der Spule (und keine getrennten Rückkopplungswindungen) und die Rückkopplung ist weniger frequenzabhängig als bei anderen Rückkopplungsschaltungen, d.h. man muss nicht für jede kleine Änderung der Empfangsfrequenz die Rückkopplung neu einstellen.

Diese Schaltung wird übrigens ECO-Audion genannt (ECO = electron coupled oscillator).

Alle Klarheiten beseitigt?

Viele Grüße
Bastler
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Bastler

Re: Röhrenradios basteln mit dem Kosmos XN-3000

Beitrag von Bastler »

Hallo Norbert,
ja, die Rückkopplung kann im gesamten Empfangsfrequenzbereich problemlos in den Schwingungseinsatz gezogen werden. Das Rückkopplungspoti steht dann ungefähr auf "01:30 Uhr", so dass in beide Richtungen ausreichend Regelbereich zur Verfügung steht.
Viele Grüße,
Bastler
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Bastler

Re: Röhrenradios basteln mit dem Kosmos XN-3000

Beitrag von Bastler »

Hallo zusammen,
hier nun auch das Schaltbild für das Audion mit Lautsprecherbetrieb.

Übrigens: Zur Zeit rüste ich gerade auf Kurzwellenempfang um (mit einem Spulenkörper vom Baumarkt). Das läuft schon richtig gut mit Empfang vieler Sender im 75-Meter-, 49-Meter- und 41-Meter-Band. Dazu demnächst mehr.

Viel Spaß,
Bastler
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Röhrenaudion 3002.png
Röhrenaudion mit X3000-Teilen.
Röhrenaudion 3002.png (6.31 KiB) 26693 mal betrachtet
Röhrenaudion mit X3000-Teilen.
Röhrenaudion mit X3000-Teilen.
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JED

Re: Röhrenradios basteln mit dem Kosmos XN-3000

Beitrag von JED »

Hi,

nicht dass jetzt jemand denkt, das ginge nur mit einer Anzapfung... 8)
(falls die bei anderen Kästen ungünstig ist oder fehlt)

Eigentlich ist die Bezeichnung ECO-Audion viel zu ungenau: Es handelt sich um eine Hartley-Schaltung mit Kathodenrückkopplung. Man kann durchaus eine separate Rückkopplungswicklung in den Kathodenkreis schalten, sie muss nur den gleichen Wicklungssinn haben. Dann hat man halt eine Meißner-Schaltung. Der Vorteil ist: Man kann ein paar Windungen auf- oder abwickeln, bis die RK-Eingenschaften optimal sind oder man kann die Entfernung der RK-Spule von der Kreisinduktivität zum selben Zweck verändern. Mit Anzapfungen ist das eher schwierig... ;-)

Beim Polytronic A-B-C gibt es z. B. garkeine Anzapfung an der Spule, aber die Koppelspule steckt verschiebbar auf dem Rohr für den Schraubkern (oder man wickelt eben eine zusätzliche auf). Weiterhin kann man zur Not noch einen Widerstand parallel schalten, was ich mir direkt an der Kreisspule nicht so gerne erlauben würde. Ebenso ist natürlich auch ein "Colpitts" als Audion mit Kathodenrückkopplung denkbar, also eine "angezapfte" Kreiskapazität. Nur braucht man dann zusätzlich eine Drossel an der Kathode, um den Gleichstromweg zu schließen, weswegen das kaum gemacht wird, obwohl die Spule dann einfacher wäre.

Es sei noch erwähnt, dass sich mir die Bezeichnung ECO-Audion eigentlich nie erschloss, denn an der Anode will man ja keine HF auskoppeln (was gerade das entscheidende Charakteristikum des ECO ist). Die Ähnlichkeit besteht nur darin, dass das Schirmgitter für den Oszillator die Anode darstellt und das auf Masse liegende Bremsgitter den Oszillatorteil vom Ausgang abschirmt (es sollte also bei Kathodenrückkopplung nicht mit der HF-mäßig heißen Kathode verbunden sein) und natürlich eine zusätzliche Verstärkung erzielt wird.

So gesehen verstellt man übrigens eigentlich die Anodenspannung des Oszillators zwecks Rückkopplungseinstellung. Auch muss ein ECO nicht zwangsläufig eine Rückkopplung im Kathodenkreis haben - es ist nur die üblichste Variante, wie eben auch der "Hartley" anstelle von "Meißner" oder "Colpitts". Die Steilheitsverstellung lasse ich natürlich voll gelten, wenn die RK-Spule im "echten" Anodenkreis liegt (was natürlich auch geht - nur ist es dann erst recht keine ECO-Schaltung mehr).

Die Einstellung der Anodenspannung ist im übrigen auch bei Triodenaudions im KW-Bereich üblich, die insbesondere als Kaskodenschaltung gebräuchlich sind und so mit einer Röhre - aber zwei Systemen - in etwa die gleiche Verstärkung erreichen, wie ein Pentodenaudion.

Ein noch nicht genannter Vorteil dieser ganzen Schaltungen ist, dass eine Rückkopplungsverstellung bei weitem nicht solche Frequenzverwerfungen erzeugt, wie bei Einstellung mit einem Drehko oder Schwenkspulen (was deshalb im KW-Bereich auch nicht Usus ist).

Noch interessanter könnten Schaltungen mit zusätzlicher Rückkopplungsröhre sein (um den optimalen Arbeitspunkt für die Gleichrichtung und eine weiche Rückkopplung separat bestimmen zu können oder auch die Demodulation mit einer Diode, das sogen. Nestel-Audion. Ebensowenig sollte man vergessen, dass es neben der Gittergleichrichtung auch noch eine Anodengleichrichtung gibt. Sie eignet sich besser für höhere Eingangsspannungen, ist aber andererseits nicht so empfindlich.

Vielleicht kommt ja auch noch jemand zu solchen Versuchen?

Viele Grüße und weiter viel Spaß beim Experimentieren
Joachim/JED

P.S.: Man beachte noch, vor welche Probleme einen die Kathodenrückkopplung bei direkt geheizten (Batterie-) Röhren stellt...
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Bastler

Re: Röhrenradios basteln mit dem Kosmos XN-3000

Beitrag von Bastler »

Hallo zusammen,
hier nun das Röhrenaudion für Kurzwelle, wieder weitgehend nur mit Teilen des Kosmos-Experimentierkastens XN3000 aufgebaut.

Mit einer einfachen Drahtantenne lassen sich damit viele internationale Sender im 41-Meter-Band bis zum 75-Meter-Band empfangen, sowohl tagsüber und natürlich erst recht nach Sonnenuntergang. Der Empfänger könnte damit auch attraktiv für alle sein, bei denen kaum noch ausreichend starke Mittelwellensender im Empfangsbereich sind.
KW-Roehrenaudion1.jpg
Kurzwellen-Röhrenaudion aufgebaut auf Kosmos XN3000
KW-Roehrenaudion1.jpg (65.09 KiB) 26553 mal betrachtet
Kurzwellen-Röhrenaudion aufgebaut auf Kosmos XN3000
Kurzwellen-Röhrenaudion aufgebaut auf Kosmos XN3000
KW-Roehrenaudion1.jpg (65.09 KiB) 26553 mal betrachtet
Röhrenaudion 3003.png
Schaltbild Kurzwellen-Röhrenaudion für XN3000
Röhrenaudion 3003.png (6.46 KiB) 26553 mal betrachtet
Schaltbild Kurzwellen-Röhrenaudion für XN3000
Schaltbild Kurzwellen-Röhrenaudion für XN3000
Röhrenaudion 3003.png (6.46 KiB) 26553 mal betrachtet
Schaltung und zusätzlich benötigte Bauteile:
Die Schaltung entspricht weitgehend der Schaltung des Mittelwellenempfängers aus meinem früheren Beitrag. Außer den beiden Röhren sind nur zwei weitere Teile nicht im XN3000 enthalten: Der Keramik-Kondensator C2 und die Kurzwellen-Spule L1. Die Kurzwellen-Spule kann man sich einfach selbst bauen. Da mit der Spule der Erfolg steht oder fällt, beschreibe ich den Selbstbau weiter unten im Detail. Der Kondensator C2 muss nicht genau den im Schaltplan angegebenen Wert von 68pF haben, alles so zwischen ca. 10pF und 700pF funktioniert gut. Zur Not geht auch der 6800pF-Kondensator aus dem XN3000 für einen ersten Test, aber die Empfangsergebnisse und das Verhalten der Rückkopplung sind damit nicht sonderlich gut.

Die Spule:
Die Spule kann leicht und billig selbst hergestellt werden. Wer noch keine Erfahrungen im Spulenbau hat, sollte sich möglichst genau an die folgende Anleitung halten. Sonst hat die fertige Spule eventuell die falsche Induktivität und der Schwingkreis des Radios arbeitet in einem Frequenzbereich, in dem kein Sender zu empfangen ist.
KW-Spule2.jpg
KW-Spulenmodul für Kosmos-Stecksysteme
KW-Spule2.jpg (29.72 KiB) 26553 mal betrachtet
KW-Spulenmodul für Kosmos-Stecksysteme
KW-Spulenmodul für Kosmos-Stecksysteme
KW-Spule2.jpg (29.72 KiB) 26553 mal betrachtet
Der Spulenkörper ist ein Kunststoffrohr mit 16mm Außendurchmesser. Das ist praktisch in jedem Baumarkt als Elektroinstallationsrohr erhältlich. Ich habe für ein Zwei-Meter-Rohr 0,59 Euro bezahlt. Der Kunststoff läßt sich sehr leicht bearbeiten und z.B. mit einer kleinen Bügelsäge problemlos sägen. Benötigt wird als Wickelkörper ein Abschnitt mit einer Länge von rund 3 cm.

Als Draht für die Spule habe ich lackisolierten Kupferdraht (CuL) mit 0,4 mm Durchmesser genommen, da ich den gerade vorrätig hatte. Davon braucht man rund zwei Meter. Auf den vorbereiteten Wickelkörper wickelt man nun 30 Windungen des Kupferdrahtes auf. Jeweils nach 5 Windungen macht man eine Anzapfung, um später verschiedene Varianten ausprobieren zu können. Hierzu einfach eine Schlaufe bilden, verdrillen und dann im gleichen Wickelsinn weiterwicklen. Die Windungen sollten einigermaßen ordentlich nebeneinander liegen, sonst hat die fertige Spule nicht die benötigte Induktivität. Damit die Spule sich nicht selbst wieder abwickelt, habe ich die Wicklung mit Tesafilm fixiert. Die fertige Spule hat eine Induktivität von rund 10µH.

An den Anzapfungen und den Enden muss man mit Schmirgelpapier die Lackisolierung entfernen und dann mit dem Lötkolben verzinnen. Es ist sicher keine schlechte Idee, die Kontakte jetzt mit einem Durchgangsprüfer oder einem Ohmmeter zu prüfen.

Aus einem kleinen Stück Streifenrasterplatine kann man sich leicht einen passenden Modulträger für das Kosmos-System herstellen. Die Anschlussstifte sind Lötnägel bzw. Kontaktstifte mit einem Durchmesser von einem Millimeter, z.B. Conrad Art.-Nr. 526191. Wichtig ist, dass der Durchmesser nicht größer als 1 mm ist, sonst macht man sich die Kontaktfedern des XN3000 kaputt. Die Abstände bei Kosmos sind metrisch, die Rasterplatinen dagegen meistens Inch. Das kann man aber ausgleichen, indem man ggf. die Stifte nach dem Einlöten etwas hinbiegt.

Ich hatte die besten Ergebnisse mit der Antenne an der ersten Anzapfung und der Rückkopplung an der zweiten Anzapfung, wie im Schaltplan gezeichnet. Aber das muss man ausprobieren.

Der Kosmos-Drehkondensator besteht aus zwei Plattenpaketen. Mit dem Paket an den Anschlüssen A-B kann man mit der beschriebenen Spule das 49-Meter-Band und das 41-Meter-Band empfangen, mit den Plattenpaket an den Anschlüssen C-B das 75-Meter-Band und das 49-Meter-Band.

Viel Erfolg, guten Empfang und interessante Sender wünscht
Bastler
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JED

Re: Röhrenradios basteln mit dem Kosmos XN-3000

Beitrag von JED »

Sehr schön!

Da sollte ich mir wohl doch mal ein passendes Röhrenmodul für den RadioTech stricken. Der hat ja leider nicht die doppelreihigen engen Steckfelder, sondern nur ein einfaches hinten.

Mit diesem Installationsrohr habe ich auch schon Spulen gebastelt. Sie lassen sich als einlagige Luftspulen ja auch schön berechnen (s. u.) und es steht noch die nächste Größe zur Verfügung, wenn man a la Radiomann ineinander verschiebliche Spulen bauen möchte.

Online-Berechnungen

Deep Fried Neon:
Helical Coil Calculator (Zylinderspulen)
Flat Spiral Coil Calculator (Flachspulen)
Resonant Frequency of LC Circuit (Schwingkreis-Resonanzfrequenz)
Captain's Universe:
Div. Spulenberechnungen
66 Pacific:
Online Calculators esp. Toroid Winding Calculator for T/FT Cores
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Bastler

Re: Röhrenradios basteln mit dem Kosmos XN-3000

Beitrag von Bastler »

Hallo Joachim,
so weit ich weiß, hat Dein RadioTech nur ein Schaltbrett. Da nimmt schon eine Röhre ziemlich viel Platz weg. Ich kenne aus Deinen anderen Beiträgen Deine Aversion gegen Breadboards. Aber vielleicht solltest Du doch mal eins in Betracht ziehen. Bei den ganz billigen hapert es meistens an den Qualität der Klemmfedern. Da sitzen die Bauteile und Drähte oft entweder zu stramm oder zu locker. Aber mit dem Conrad-Art. 526851 habe ich gute Erfahrungen gemacht. Damit läßt sich angenehm arbeiten und es passen auch mehrere Röhren drauf. Und im Versand hast Du ja 30 Tage Rückgaberecht. (Nein, ich bin bekomme keine Provision von Conrad. :-) )

Oder Du kombinierst Deinen RadioTech mit einem Breadboard, so wie ich das mal mit dem XG-Labor (viewtopic.php?f=3&t=739) gemacht habe. (Die Traditionalisten unter uns mögen mir verzeihen!)

Viele Grüße
Bastler
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JED

Re: Röhrenradios basteln mit dem Kosmos XN-3000

Beitrag von JED »

Hi Bastler,

das ist alles richtig so, aber für normale Experimente habe ich durchaus Lösungen - mein Baukasten-Muster hingegen ist der Polytronic, allerdings nicht mit Loktalfassungen (sind ein bisserl groß für die mir zur Verfügung stehenden Bauteilehalter - ohne komplett eigene zu basteln):
F9618.jpg
F9618.jpg (52.73 KiB) 26511 mal betrachtet
F9618.jpg
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Der RadioTech ist aber doch auch ein ganz netter kleiner Kasten und er ließe sich halt mit einem Röhrenmodul quasi komplettieren - ansonsten fehlte eigentlich nur noch ein Stereodecoder, wie ich schon mal in einem anderen Thread schrieb. Dann wäre fast alles analog-radiotechnische abgedeckt.

Es bliebe nur noch ein "Rest" hinsichtlich additiver und multiplikativer Mischung und eines AM-Synchron- und SSB-Demodulators... Es wird aber bestimmt niemand einen Röhrensuper so aufbauen wollen ;-)

Mal sehen, vielleicht läuft es doch besser auf ein simples EF98/DCC90-Modul (also eine einzelne Pico-Fassung) hinaus? Die Potis passen ja schon zu meiner Schaltung. Quasi der Radiomann und hier der RIM Piccolo als Reminiszenzen im RadioTech, der eigentlich selbst schon eine solche ist...

Was die SBBs angeht: Meine Aversion beruht auf der Durchmesser-Beschränkung auf unter 1 mm und auf der eigentlich nur DIL-geeigneten Topologie. Es fehlen einfache Übergangsmöglichkeiten außer den bekannten Draht-Igeln und selbst gebaute größere Module überdecken zu viel oder passen erst nur, wenn man die richtigen SBB-Stripes entsprechend nebeneinander montiert.

Suntri hat seine sehr schönen Röhrenfassungs-Adapter auch schon auf speziellen SBBs gezeigt und in Jogis Röhrenbude hatten wir auch mal Ansätze dazu, bei denen deshalb alle Anschlüsse auf einer Seite zugänglich waren: Steckboard-System(e) mit Roehrenadapter

Weiter viel Erfolg beim Experimentieren!
Joachim/JED
Nobe01
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Re: Röhrenradios basteln mit dem Kosmos XN-3000

Beitrag von Nobe01 »

Bastler hat geschrieben:Hallo zusammen!

Durch die recht geschickte Anordnung der Klemmfedern und die Bauteilausstattung kann man mit dem XN-3000 auch recht komfortabel Röhrenradios basteln.
XN3000-RoeRa1.jpg
Das ist eine tolle Idee, das muss ich mal ausprobieren. leider funktioniert die im Kasten vorhandene Schaltung für den Empfänger bei mir nicht.

Gruß
honx4amiga
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Re: Röhrenradios basteln mit dem Kosmos XN-3000

Beitrag von honx4amiga »

ich werd mir mal die röhre und die dazugehörigen kondensatoren besorgen...
ganz blöde frage: wie kann ich diese röhre auspacken, ohne sie zu beschädigen?
man muss den alumantel ja afaik aufschneiden...
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Re: Röhrenradios basteln mit dem Kosmos XN-3000

Beitrag von Level5 »

Auf http://www.jogis-roehrenbude.de/Russian/2SH27L.htm wird gezeigt, wie man den Mantel entfernt.
Gruss,
Matze

Kinder betet, Vater lötet...
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Re: Röhrenradios basteln mit dem Kosmos XN-3000

Beitrag von honx4amiga »

dankesehr! nun kann ich mir die dinger besorgen!
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