Siedesteine, Siedestab &co.

Beschaffung, Lagerung, Umgang, Entsorgung

Moderator: suntri

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Oliver

Siedesteine, Siedestab &co.

Beitrag von Oliver »

Hallo zusammen

Was verwendet ihr, um den Siedeverzug zu verhindern?
Siedesteine, Siedestab, ...?
Wie ist der "Siedestab" von Kosmos genau aufgebaut? Ein normales Glasrohr?
Oder was verwendet ihr als Siedesteine? Ton, Kiesel, Glasscherben?

Ich habe an Glasscherben (von Borosilikatglas) gedacht. (Von denen hab ich massig ^^ )


Für alle nicht-Chemiker:
Wenn es beim sieden im Reagenzglas eine Gasblase am Boden gibt, kann der Reagenzglasinhalt herausspritzen. Also wenn sich nicht von Anfang an kleinere Blasen bilden, nennt man das Siedeverzug.
DerInder
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Beitrag von DerInder »

Moin Moin,

ich verwende Siedeperlen aus Glas (bei Bechergläsern bzw. Erlmeyerkolben) oder halt einen Siedestab.

Der Siedestab ist ein etwa 0,5 cm langes Glasrohr das an einen Glasstab angeschmolzen ist.
Wobei ich bei Reagenzgläsern recht selten mit Siedestab erhitze, stattdessen schüttel ich (hab ich schliesslich mal gelernt ;) ).
Viele Grüsse
-=jens=-
aka
DerInder
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suntri
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Beitrag von suntri »

Kannst Du bitte das mit dem Schütteln mal genauer erklären.
Geschüttelt oder gerührt? wie bei 007 :lol:
Nein im ernst. Wie geht man da vor?
Danke und Gruss
suntri
Gruss suntri

Erkläre es mir, ich werde es vergessen. Zeige es mir, ich werde es vielleicht behalten. Lass es mich tun, und ich werde es können. Indisches Sprichwort.
DerInder
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Beitrag von DerInder »

Moin Moin,

nun ein Siedeverzug tritt auf, wenn eine Flüssigkeit lokal überhitzt wird.

Durch entsprechenden schütteln des Reagenzglases kann man eine recht gute Durchmischung des Inhaltes hinbekommen und dadurch eine gleichmässigere Erwärmung erreichen.
Natürlich ist auch ein gewisses Gefühl dafür notwendig, man muss u.U. das Reagenzglas auch mal aus der Flamme nehmen.

Also mit Gefühl und nicht mit dem Vorschlaghammer :D

Nee , aber im Ernst, mit einem Siedestab passiert eigentlich das selbe. In dem kleinem umschlossenem Volumen des Röhrchens verdampft die Flüssigkeit (lokale Überhitzung), dieses kleine Menge Gas steigt auf und sorgt so für eine Durchmischung der Flüssigkeit. Also im Grundegenommen das gleiche was man durch rühren oder auch schütteln hinbekommt. Also gibts hier, wie immer in der Realität kein Unterschied zwischen geschüttelt unf gerührt 8)

Ach ja, was ich beinahe vergessen hätte: Man darf nie nur die Spitze des Reagenzglases in die Flamme halten! Man muss das RG immer mit dem gesamten, mit Flüssigkeit gefüllten Bereich, in die Flamme halten, bzw. durch die Flamme bewegen.
Viele Grüsse
-=jens=-
aka
DerInder
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helmut

Siedesteine

Beitrag von helmut »

Glasperlen eigenen sich zur Verhinderung des Siedeverzugs praktisch überhaupt nicht. Man verwendet in der Regel innerte poröse Stoffe aus keramischen Werkstoffen.

Im Laborfachhandel gibt es Schachteln mit solchen "Steinchen" in zwei Qualitäten TYP A und TYP B. Die einen sind bräunlich und werden für präparatives Arbeiten und im Vakuum verwendet, die anderen sind grau/weiss und und eignen sich mehr für analytisches Arbeiten.

Ein Siedestab ist kein einfaches Glasrohr, sondern besitzt am Ende, das in die Lösung getaucht wird, ein Stück zugeschmolzenes Kapilarrohr (wobei das offene Ende in die Lösung taucht) Durch den Lufteinschluss entstehen so kleine Gasblasen in der erhitzten Flüssigkeit die wiederum den Siedeverzug verhindern sollen. Bei Flüssigkeiten deren Viskosität deutlich von einer normal wässrigen Lösung abweicht (Lösungsmittel) bzw. deutlich höher liegt (Erhitzen von stark salzhaltigen Lösungen), sind geeignete Siedesteine auf jeden Fall zu empfehlen!

Helmut
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GeorgS

Beitrag von GeorgS »

Im Laborfachhandel gibt es Schachteln mit solchen "Steinchen" in zwei Qualitäten TYP A und TYP B. Die einen sind bräunlich und werden für präparatives Arbeiten und im Vakuum verwendet, die anderen sind grau/weiss und und eignen sich mehr für analytisches Arbeiten.
Die braunen Siedesteinchen sind "synthetischer" Sandstein.
Was als Bindemittel verwendet wird, weiß ich nicht.
Die weißen kenne ich nicht, die gab es zu meinen Studienzeiten
nicht, bzw tauchten in meinem Erfahrungskreis nie auf.
Für quantitative Arbeiten kommen beide weniger in Frage,
da das vollständige Auswaschen schlecht verifizierbar ist.
Dies ist die Domäne der Siedestäbchen.
Mein Doktorvater wußte zu berichten, daß er in seinen
Semestern in USA (Mitte 60er) von Heimreisen immer
"those magnificent German Bubble-rocks" mitbringen mußte.
Gruß
Georg
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helmut

Beitrag von helmut »

GeorgS hat geschrieben: Mein Doktorvater wußte zu berichten, daß er in seinen

Semestern in USA (Mitte 60er) von Heimreisen immer

"those magnificent German Bubble-rocks" mitbringen mußte.
Da sieht man mal wieder, dass die USA vielleicht das Land der
unbegrenzten Möglichkeiten sein mag aber längst nicht das Land des
unbegrenzten Wissens oder der unbegrenzten Anwendungen!
(Die verwenden immer wieder z. B. Medikamente, die im Rest der Welt
schon gar nicht mehr angewendet werden)

Spass bei Seite. Typ B ist für analytisches Arbeiten!!! (innerte Keramik)
Ein Siedestab ist eher schwerer von Restmengen zu reinigen da der
innere Teil des Kapillarröhrchens gar nicht so einfach ausgewaschen
werden kann.
Die innerten Siedesteine werden dagegen einfach mit gewogen.
Es gibt übrigens noch eine spezielle Art für biochemische Zwecke. Diese
sind etwa doppelt so teuer und sollen gerade für kleinste
Flüssigkeitsmengen (auch im Vakuum und Hochvakuum) geeignet sein.

Preis: so um die 16 Euro + MWSt für 50g.

Du irrst Dich hier also gewaltig.
(Ein Siedestab im Hochvakuum ist mir bisher nicht vorgekommen!)

Quelle: Katalog der VGHL 12. Auflage Seite 217 oder CD-Katalog.

Gruss Helmut
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GeorgS

Beitrag von GeorgS »

Hallo,
über Kataloge als Informationsmedium kann man geteilter Auffassung sein.
Aber daß du Hochvakuum mit Siedesteinchen bzw -stäbchen in Zusammenhang
bringst, hat mich nicht inert gelassen.
Ich empfehle dir mal zu überlegen weswegen man schon bei mittlerem
Vakuum, geschweige denn Hochvakuum nichts dergleichen verwendet.
Georg
josvormi
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Registriert: 17.02.2013, 18:16

Re: Siedesteine, Siedestab &co.

Beitrag von josvormi »

Nur so aus Erfahrung:
1. Beim Kochen in Reagenzgläsern verwendet kein Laborant Siedesteine (zumindest keiner, den ich kenne und ich kenne genug). Da wird geschüttelt. Üben kann und soll man das mit Wasser.
2. Beim Kochen in Bechergläsern, Kolben usw, entweder keramische Siedesteine, oder (bei flachem Boden) Magnetrührer mit Heizplatte
3. Im Vakuum Siedekapillare, sonst geht gar nichts. Mit ein bisschen Übung kann man die selbst ziehen.
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