Noch ein Kosmos-Nostalgiker

[lunarsurfer]

Hallo zusammen,
auf der Suche nach Anleitungsbüchern für diverse Kosmos-Kästen habe ich dieses Board gefunden. Mein erster war der Elektromann von 1973, da hatte ich damals viel Mühe mit, denn der Kasten hatte seine Mängel.
Später kam das Chemielabor C1 dazu. Bei der Chemie bin ich geblieben und heute arbeite ich in der pharmazeutischen Industrie.
In guter Erinnerung habe ich auch noch Radio+Elektronik 1, 11 und 12.
Vor wenigen Jahren habe ich wieder angefangen, diese Sachen antiquarisch zu sammeln.
In einem anderen Board hatte ich schon eine Vorstellung geschrieben und aus Faulheit kopiere ich das einfach mal hier rein:

"vor mittlerweile 40 Jahren etwa bekam ich zum Geburtstag den ersten Kosmos-Experimentierkasten, es war der "Elektromann" aus den 70er Jahren.
Damals war ich handwerklich mit wesentlichen Experimenten überfordert und produzierte beim Bau eines Elektromotors einen rekordverdächtigen Knoten, aber es rührte sich nichts.
Später kam - mit besserem Erfolg - Radio + Elektronik 1 dazu, dann die Erweiterungskästen 11 und 12 und auf anderem Gebiet Weihnachten 1979 der Chemiekasten C1, d.h. nur das Anleitungsbuch, denn die Chemikalien und Geräte stellte mein Vater selbst zusammen. Noch heute erinnert mich der Duft von Stickoxiden an Weihnachten.
Bei der Chemie bin ich geblieben und arbeite nun seit vielen Jahren in der Pharmazie im Rheinland.
Mit allen anderen Kästen kam ich besser zurecht als mit dem Elektromann, und der Misserfolg blieb mir im Gedächtnis haften. in den letzten Jahren erwarb ich zum Testen noch andere Experimentierkästen, die wenig kosteten, und als Erwachsener konnte ich daran die Mängel und Vorzüge identifizieren, so dass ich mir inzwischen einbilde, einigermaßen beurteilen zu können, ob so ein Ding pädagogisch was taugt oder nicht.

Meine Tests gingen daher in die Richtung, wie weit günstige Experimentierkästen zu dem passen, was die Zielgruppe von ihnen erwartet. In vielen Fällen sieht es da ganz düster aus. Ich glaube sogar, dass die Zeit dieser selbst erfahrenen Wissenschaft, die man sich als Kind freiwillig antut, vorbei ist. Die mediale Vermittlung ist um Größenordnungen wirkmächtiger. Aber Gucken ist nicht Tun und so wächst eine weitere Generation von handwerklich Minderbemittelten heran.
Einen Optik-Kasten für unter 20 Euro, den ich vor zwei Jahren testete, fand ich so grottig, dass ich mich beim Verlag beschwerte, aber ohne Resonanz.
Die Erwartungen von Kindern und Jugendlichen an solche Experimentiergelegenheiten unterscheiden sich deutlich von denen z.B. der 70er Jahre. Es ist nicht einfach, angesichts der medialen Überflutung, Interesse zu binden und zu erhalten - schon gar nicht, wenn Misserfolge drohen.

Den Elektromann habe ich vor einem Jahr wieder erstanden, natürlich in der Auflage von ca. 1974, die ich damals hatte, und dann auch in der 7. Auflage von 1939. Der Unterschied ist nicht nur optisch gewaltig: Was vor bald 80 Jahren an Improvisationsfähigkeiten einfach vorausgesetzt wurde, konnte man schon in den 70ern nicht mehr erwarten. Und heute würde auch der Elektromann der 70er einen Abiturienten vor unlösbare Probleme stellen.
Dieses Exemplar werde ich demnächst noch einmal testen. Ich habe es inzwischen aus mehreren Auktionen vollständig und neuwertig zusammengestellt und werde versuchen, damit den Elektromotor zu bauen (der war auch für damalige Verhältnisse handwerklich frustrierend anspruchsvoll) und das Experiment hier dokumentieren. Zu der Ausstattung gehören Teile die verbogen oder zerstört werden, so dass ich diese nachbauen muss, z.B. aus Messingblech, um die historische Substanz nicht zu verbrauchen.

Soweit meine Vorstellung. Danke fürs Lesen :-)

Walther

[wolfgang]

Hallo Walther,

herzlich willkommen hier im Forum. Die Wahrnehmung, dass die Experimentierkästen vom Niveau immer schlechter werden, beobachte ich ebenfalls schon seit längerem mit Sorge. Deine Ankündigung, Versuche aus Elektromann und Co vorzustellen, lässt mich neugierig werden. Bisher hatte ich mit den Elektrotechnik-Kästen noch keinen Kontakt.

Gruß
Wolfgang

[ChemieFreiheit]

in den letzten Jahren erwarb ich zum Testen noch andere Experimentierkästen, die wenig kosteten, und als Erwachsener konnte ich daran die Mängel und Vorzüge identifizieren, so dass ich mir inzwischen einbilde, einigermaßen beurteilen zu können, ob so ein Ding pädagogisch was taugt oder nicht.

Meine Tests gingen daher in die Richtung, wie weit günstige Experimentierkästen zu dem passen, was die Zielgruppe von ihnen erwartet. In vielen Fällen sieht es da ganz düster aus. Ich glaube sogar, dass die Zeit dieser selbst erfahrenen Wissenschaft, die man sich als Kind freiwillig antut, vorbei ist. Die mediale Vermittlung ist um Größenordnungen wirkmächtiger. Aber Gucken ist nicht Tun und so wächst eine weitere Generation von handwerklich Minderbemittelten heran.

Auch von mir ein herzliches Willkommen. Ich habe deine Vorstellung mit Interesse gelesen, besonders interessant ist deine Hypothese dass die Zeit der selbst erfahrenen Wissenschaft vorbei sei.