Wer kennt dieses Experiment?

Nicht Kosmos, Philips und Schuco

Moderator: suntri

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JED

Wer kennt dieses Experiment?

Beitrag von JED »

Hi,

hat jemand eine Idee, was das ist ? :wink: Sieht aus wie kleine Polypen, kommt leider in 2D nicht ganz so toll rüber.
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Kleiner Hinweis: Es handelt sich um einen Seifenspender.
wolfgang
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Re: Wer kennt dieses Experiment?

Beitrag von wolfgang »

Wie wäre es mit langsam Luft in Seifenspender drücken, so dass einzelne kleine Blasen entstehen und aufsteigen? :? Aber das würde wahrscheinlich keine Spuren ziehen. Also dann irgend eine farblose Flüssigkeit, sie sich nur schwer mit der Seife mischt. Wie währe es mit Glyzerin? Das ist zwar schwerer als Wasser, macht aber in Wasser so ähnliche Schlieren. Aber ist Glyzerin auch schwerer als Seife?

Gruß
Wolfgang
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Kosmos
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Re: Wer kennt dieses Experiment?

Beitrag von Kosmos »

Mich erinnerte das Ganze zunächst an die Methanalflasche (Formaldehydflasche) unserer Schule, die dort mindestens seit den 80-ern gelagert wurde. Am Boden hatte sich ein Feststoff abgelagert, der Stearin (Kerzen) ähnlich sah. (Laut unserem Lehrer) Handelt es sich um ein Stoffgemisch aus längerkettigen Verbindungen, die wasserunlösich sind. Sie entstehen über die Jahrzehnte durch Polymerisation des Methanals. Könnte ich mir bei Seifenlösung auch vorstellen, wenn das Behältnis dicht ist. Dauert aber natürlich ewig! Bei Schütteln könnten sich dann kurzzeitig solche Gebilde bilden. Aber insgesamt wohl eher unwahrscheinlich!!!

Dann musste ich aber an die Schlierenbildung denken, wenn man langsam z. B. konz. Salzsäure in Wasser gibt oder allgemeiner ausgedrückt, wenn man konz. (Salz-)Lösungen mit weniger konzentrierten mischt. In diesem Fall scheint sich jedoch ein Niederschlag zu bilden, so wie wenn man Natronlauge zu Kupfer(II)-salzlösungen gibt und dann Kupfer(II)-hydroxid als Niederschlag ausfällt.

Und dann kam ich noch auf den "chemischen Garten", bei dem man Schwermetallsalze in Wasserglas (Alkalioxide + Siliciumdioxid) gibt und sich dann unlösliche Gebilde aus Schwermetallsilicaten bilden. Übrigens ein optisch sehr schöner Versuch, den man auch "haltbar machen" kann indem man das Wasser im Wasserglas verdunsten lässt. In dem Gefäß bleibt dann ein fester, durchsichtiger glasähnlicher Rückstand zurück (daher auch der Name), indem die Gebilde gut konserviert werden. Aber die Gebilde in diesem Fall scheinen mir dazu viel zu "unsolide".

Hhhmmmm!? :? Vielleicht fällt mir ja irgendwann noch etwas anderes ein...
Dieser Beitrag ist umweltfreundlich, da es sich um einen so genannten Mehrwegbeitrag handelt, der immer wieder gelesen werden kann. (Autor: Kosmos)
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JED

Re: Wer kennt dieses Experiment?

Beitrag von JED »

Hi,

ich kann's nicht ganz auflösen - jedenfalls sind es keine Bakterien oder Pilze, wie ich zuerst vermutete - aber in Flüssigseife eigentlich kaum glauben konnte. Es war schlicht noch ein Bodensatz Cremeseife in der Flasche und darüber wurde eine andere Waschlotion nachgefüllt.

Mit der Zeit haben sich dann wohl diese Polypen gebildet, gemaueres war nicht mehr in Erfahrung zu bringen (also z. B. ob das schon beim Einfüllen auftrat). Wenn es jemanden interessiert, kann ich sicher noch die von den Herstellern angegebenen Ingredienzien ausfindig machen oder einfacher die Produkte für eigene Versuche benennen.

Ob das nun Chemie oder doch eher Physik ist? Wenn es auch mit Getränken klappen würde, würde ich glatt eine Bar aufmachen... :mrgreen:

Viele Grüße

Joachim
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suntri
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Re: Wer kennt dieses Experiment?

Beitrag von suntri »

Ich habe mir auch schon gedacht, dass da erst etwas im Behälter war und danach etwas nachgefüllt wurde.
Ich denke in der ersten Flüssigkeit ist etwas das sich löst und leichter ist als die Nachfüllflüssigkeit.
Diese "Teile" ziehen durch die neue Seife nach oben und schleppen etwas von der alten Flüssigkeit mit nach oben.
Das bildet dann die tollen "Gebilde".

Gruss suntri
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Erkläre es mir, ich werde es vergessen. Zeige es mir, ich werde es vielleicht behalten. Lass es mich tun, und ich werde es können. Indisches Sprichwort.
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Funker
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Re: Wer kennt dieses Experiment?

Beitrag von Funker »

Hallo,

falls die eine Waschflüssigkeit anionische Tenside enthält und die zweite kationische, dann könnte es zu einer Reaktion (Neutralisation) kommen. Reaktionsprodukte sind ggf. diese in der Flüsigkeit schwer- oder unlöslichen Erscheinungen.

Jedenfalls sieht das Ergebnis auf dem Foto richtig interessant aus!

Gruß

Peter
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Wilhelm
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Re: Wer kennt dieses Experiment?

Beitrag von Wilhelm »

Ich kann mir auch nicht denken wie das zustande gekommen ist, jedoch ist mir da spontan was wieder eingefallen.
Ich sag nur: "Mikrokosmos und Makrokosmos scheint's gar nicht soweit auseinander." :wink:
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Wilhelm
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Re: Wer kennt dieses Experiment?

Beitrag von Wilhelm »

Kosmos hat geschrieben:
Und dann kam ich noch auf den "chemischen Garten", bei dem man Schwermetallsalze in Wasserglas (Alkalioxide + Siliciumdioxid) gibt und sich dann unlösliche Gebilde aus Schwermetallsilicaten bilden. Übrigens ein optisch sehr schöner Versuch, den man auch "haltbar machen" kann indem man das Wasser im Wasserglas verdunsten lässt. In dem Gefäß bleibt dann ein fester, durchsichtiger glasähnlicher Rückstand zurück (daher auch der Name), indem die Gebilde gut konserviert werden. Aber die Gebilde in diesem Fall scheinen mir dazu viel zu "unsolide".

Aus einem kleinen Restbestand eines Kristalls aus Kupfersulfat haben wir diese "Unterwasserbäumchen" in Natronwasserglas gezüchtet. Es ist schon erstaunlich mit welcher Schnelligkeit sie wachsen.
Es ist tatsächlich so wie es Oliver Sacks in seinem Buch "Onkel Wolfram Erinnerungen" beschrieben hat, man kann ihnen fast beim wachsen zusehen.

Die Fotos wurden zwar erst nach 2 Tagen gemacht, jedoch kann man bereits nach 3 Stunden erste Ausblühungen sehen.
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Uranylacetat
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Re: Wer kennt dieses Experiment?

Beitrag von Uranylacetat »

@Wilhelm,

echt Klasse - der "chemische Garten"! :wink:
"Der einfachste Versuch, den man selbst gemacht hat, ist besser als der schönste, den man nur sieht." (Michael Faraday 1791-1867)

Alles ist Chemie, sofern man es nur "probiret". (Johann Wolfgang von Goethe 1749-1832)
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GeorgS

Re: Wer kennt dieses Experiment?

Beitrag von GeorgS »

Hallo Joachim,
dieses Strömungsbild ist typisch für das Aufsteigen von Blasen/Tropfen
bei sehr niedrigen Reynoldszahlen (= Trägheitskräfte <<Reibungskräfte)
Sehr ähnlich sieht es aus, wenn Tropfen in einer Flüssigkeit sinken.
Das bekannteste Beispiel ist der "Atompilz", aber auch beim raschen
Abbrennen von Pulvern (ohne Explosion!) kann man es beobachten.
Entweder hatte das nachgefüllte Material eine etwas geringere Dichte,
oder der Spender wurde nach dem Auffüllen auf eine etwas wärmere Fläche
gestellt.
Die Trübung dürfte von der ursprünglichen Füllung kommen, viele dieser
Handseifen/Duschgels/Shampoos enthalten einen Zusatz (traditionell Zinkstearat)
um einen Perlmuttschimmer hervorzurufen.
Gruß
Georg
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JED

Re: Wer kennt dieses Experiment?

Beitrag von JED »

Hallo Georg,

leider hat meine Frau den Spender durch einen edleren undurchsichtigen ersetzt, so dass ich ihr "Experiment" mangels Etikett wahrscheinlich nicht mehr wiederholen kann. Sie konnte sich aber eh auch nicht mehr erinnern, woher die nachgefüllte Seife stammte. Gleiches gilt natürlich für die Versuchsbedingungen.

Eigentlich wollte ich zuerst eine Mail an den Hersteller schicken, zwecks Aufklärung, was denn da wohl in ihrem Seifenspender wüchse - aber eben nur Flasche und "Bodensatz" waren von dort - es waren also keine Bakterien oder Pilze in einer frischen Ware. Ich hätte mich ganz schön lächerlich gemacht... (Es "wuchs" übrigens wirklich langsam, über Tage.)

Tja, die Strömungslehre - das Gebiet der Physik, das in meiner Oberstufenzeit nicht vorkam. Schade eigentlich, aber Atome und Elektronen, Wellen und Teilchen, Felder und Strahlen lagen mir ohnehin mehr, was soll ich mich also beschweren...

Die Aufklärung über den Perlmuttglanz finde ich interessant. Ich glaube, der war schon in meiner Kindheit ein Faszinosum für mich. Dabei erinnere ich mich eigentlich nur an grünes Badedas in einer gelben, geriffelten Flasche und an irgendein gelbes Eiershampoo. (Sara Lee behauptet nun glatt, klassisches Badedas hätte immer nach Fichtennadeln geduftet und sei so von jeher in einer grünen Flasche verkauft worden!?)

Danke & viele Grüße
Joachim
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GeorgS

Re: Wer kennt dieses Experiment?

Beitrag von GeorgS »

Hallo Joachim,
Zinkstearat ist auch ein beliebter Zusatz zu "Schnellschliffgrundierungen"
zu Verbesserung der Schleifbarkeit.
Der Zusatz verhindert das Verkleben des Schleifpapiers.
Tja, Strömungslehre, das kommt in der Physik auch an der Uni
praktisch nicht vor.
Für die Schule ist die Strömungsmechanik auf jeden Fall
zu schwierig betreffs der zugehörigen Mathematik.
Im 3. Reich war es Lehrgegenstand in der Mittelstufe,
allerdings nur auf propädeutischem Niveau.
Da sollten wohl lauter kleine Quaxe für die Schlacht um
England herangebildet werden.
Die Strömungen bei kleinen Reynolszahlen werden übrigens auch Potentialströmung genannt.
Gruß
Georg
josvormi
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Re: Wer kennt dieses Experiment?

Beitrag von josvormi »

Hallo Jed,

das Bild ist wirklich faszinierend. Erster Tip bei mir war "Bodensatz, der aufgewirbelt wurde". Wenn das Langsam gewachsen ist, dann muss die Flüssigkeit sehr viskos gewesen sein, und Flüssigseife ist das. Die Vermutung mit den anionischen und Kationischen Tensiden hat was für sich, aber Ausfallen werden wahrscheinlich eher Begleitstoffe.
Reproduzieren wird sich das sicher nicht lassen, daher toller Treffer.

josvormi
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